Nachbarschaft

Online-Gespräch | Video

Vier aus 75: »Ideen für eine bessere Nachbarschaft«

Bei unserem zweiten Zoom-Gespräch rund um das Jubiläumsprojekt der ZEIT »75 Ideen für ein besseres Leben« ging es um Projekte und Menschen, die mithelfen ihr direktes Umfeld in der Nachbarschaft zu verändern. Wie kommt man in Zeiten des Abstandhaltens mit seinen Nachbarn überhaupt noch zusammen? Wie findet man heraus, was die Nachbarschaft wirklich braucht? Wie organisiert man sich am besten?

Sebastian Gallander etwa, Leiter der nebenan.de-Stiftung und Gastdozent an der Hertie School in Berlin erläutert: »Offensichtlich haben wir uns durch die Erweiterung ins Digitale zwar immer mehr mit der ganzen Welt vernetzt. Jedoch in der realen Welt und in unserem direkten Umfeld immer mehr voneinander entfernt. Der Ort, an dem man Gemeinschaft erleben kann, spielt dabei aber eine zentrale Rolle für unser Wohlbefinden. Deswegen ist es so wichtig solche Orte wieder aufzubauen. Denn Nachbarschaft ist kein Ort, sondern eine Haltung.« In der Diskussion waren sich unsere Gäste über die Voraussetzungen für gutes nachbarschaftliches Handeln einig: Offen sein, den Kontakt suchen und letztlich einen festen Ort der Begegnung schaffen – sei es im Digitalen durch eine App oder in einem Haus, dem man sich verbunden fühlt.

Dr. Ruth Verhey stellte ihre, bereits zum Exportschlager gewordene Initiative, »Friendship Benches« aus Simbabwe vor: »Es geht uns darum, den direkten Kontakt zu Menschen herzustellen, die Hilfe brauchen könnten. Viele Menschen haben jedoch Mistrauen gegenüber anderen und auch gegenüber klinischem Personal. Zu wissen, da gibt es eine Bank, auf der ein Mensch sitzt, dem ich vertrauen kann und der mir zuhört, st ein wichtiger erster Schritt.«

Auch die »Anderen Burnout Cafés« unterstützen die Menschen vor Ort, indem sie in ihren Treffen in mittlerweile acht Städten in ganz Deutschland konkrete Strategien gegen Burnout und andere stressinduzierte Symptome anleiten. Dem Gründer Thomas Grünschläger ist wichtig: »Selbsthilfegruppen habe ich oftmals als Gesprächskreise erlebt, die mich herunterziehen, weil sie nur um die Probleme kreisen. Wir wollten den Menschen aufzeigen, dass es funktionieren kann, nach vorne zu schauen.«

Das Team von »Machbarschaft« schafft einen Ort der Begegnung, indem es die Grenzen von analog und digital überwindet : »Unsere Idee ist, die digitale und die analoge Welt miteinander zu verbinden, über Generationen hinweg. Alle Energie der freiwilligen Helfer kann in den Mensch zu Mensch Kontakt gesteckt werden und nicht in deren Organisation.« erklärt uns Manuela Greipel, Vorständin bei Machbarschaft e.V..

Eike Biedermann baut gemeinsam mit anderen Menschen zwischen 18 und 86 Jahren aus seiner Dorfgemeinschaft in Thüringen ein leerstehendes Gasthaus um – in Eigenarbeit, am Wochenende, ehrenamtlich. Über seine Motivation zur Gründung der Bürgerinitiative Krone Schweina E.V. sagt er: »Dieses Gebäude ist für uns ein zentrales Gebäude. Es ist für jeden mit persönlichen Erinnerungen verbunden. Es ist ein Stück unserer Identität, die wir an die nächste Generation weitergeben.«

Am Ende des Abends hatten wir als Gastgeber das Gefühl, dass die Welt im Kleinen viel innovativer ist, als sie im Großen und Politischen gerade wirkt. Aber sehen Sie selbst und lassen Sie sich inspirieren.

 

 

Unsere Gäste schrieben im Nachgang des Abends:

  • Klasse Beispiele! Danke an die Akteure und an die ZEIT für die Veranstaltung und die lebendige Moderation! Feiner Abend! Danke!
  • Was für ein grandioses Projekt! Ich hatte die Reportage gelesen, aber Herrn Biedermann live davon berichten zu sehen/hören, ist noch besser – Danke.
  • Es ist überwältigend zu sehen, was Menschen für Menschen leisten können.
  • Die praxisnahen Projekte sind überzeugend dargestellt worden: die kreativen Initiatoren/innen zeigen bürgerschaftliches Engagement mit besonderem Fortune! Hochachtung !!!
  • Es ist so schön, Menschen zu sehen, die anpacken. Das ist so eine Gegenkraft gegen die gefühlte Stimmung in der Gesellschaft.
  • Mir hat sich eine neue Welt erschlossen!