Autorinnengespräch mit Olga Grjasnowa: »Der verlorene Sohn«

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Autorinnengespräch mit Olga Grjasnowa: »Ich gehe eigentlich mit allen meinen Figuren zur Therapie«

Olga Grjasnowa nimmt uns mit ins russische Zarenreich um 1839 und in den wilden Kaukasus. Auf eine Welt- und Zeitreise sozusagen. Sie erzählt so eindrücklich von ihren Recherchen zu ihrem Roman »Der verlorene Sohn«, dass man dem Alltag für 1,5 Stunden komplett entfliehen kann. Sie erzählt die Geschichte von einem Kind, das zwischen den Kulturen und den Religionen steht und seine Identität finden muss.

Nebenbei lernt man bei diesem Zoom-Gespräch eine der spannendsten literarischen Stimmen unserer Zeit besser kennen. Grjasnowa verrät: »Ich gehe eigentlich mit fast allen meinen Figuren zur Therapie.« Dort bespricht sie mit Psychologinnen und Psychotherapeuten, ob ihre Figuren funktionieren und ob das, was sie sich dabei überlegt hat, auch aus psychologischer Sicht funktioniert. Es dauert dann immer etwas bis die Therapeuten ihr tatsächlich glauben, dass es um ihre Figuren geht und nicht um sie. Auf die Frage einer Zuschauerin, ob sie eine bestimmte Leserin oder einen Leser vor Augen hat, wenn sie ihre Romane schreibt, antwortet Grjasnowa ganz bescheiden: »Eigentlich nie! Ich wundere mich auch immer, dass es überhaupt jemand liest. Es ist jedes Mal eigentlich ein großer Schock im Nachhinein.«

Unsere Gäste schrieben im Nachgang des Abends:

  • Liebe Freunde der Zeit, es war echt toll. Vielen Dank nochmal. Autorinnen vorzustellen finde ich eine super Idee. Ich freue mich schon auf die nächste Veranstaltung.
  • Vielen Dank für den wunderbaren Abend! Gut moderiert erlebten wir eine kluge, uneitle und differenzierte Autorin, die so viel zu sagen hat! Die Entwurzelung, von ihr selbst erlebt, die Zweifel, aber auch das Eintauchen ins neue Leben, so entstand ein sehr packendes und dichtes Bild, für das ich sehr dankbar bin.
  • Die Veranstaltung hat wirklich neugierig auf das Buch gemacht, es war interessant, die Autorin zu erleben und zu hören, wie das Romankonzept entstanden ist, was ihre Motivation ist.
  • Das »ungeschminkte«, pure Format ohne Schnickschnack. Die sympathische Offenheit und unprätentiöse Art der Autorin, das unkomplizierte Aufgreifen von Zuschauerfragen durch den Interviewer, die freundliche An- und Abmoderation.