
Online-Gespräch | Video
Sozialer Aufstieg durch harte Arbeit – geht das heute noch in Deutschland?
Für ihr neues Buch »Working Class« hat die Bestseller-Autorin Julia Friedrichs Menschen begleitet, die dachten, dass Arbeit sie durchs Leben trägt und die nun mit ihrem Lohn nicht über die Runden kommen. Oft sind die Verträge befristet und um Rücklagen zu bilden, reicht es erst recht nicht. Die Stimmen dieser Arbeiter hört man viel zu selten, denn sie sind nicht auf Twitter aktiv und sitzen auch nicht in TV-Talkshows. Einer von ihnen ist der U-Bahn-Reiniger Sait. »Sait reinigt zwar die U-Bahn, aber er hat keine Fahrkarte, weil er nicht festangestellt ist. Wenn er nach Hause fährt, muss er sein Ticket selbst bezahlen. Das erlebt er als demütigend. Und weil er für seine Putzmaterialien kein Schränkchen hat, muss er von Bahnhof zu Bahnhof mit seinem Zeug in der U-Bahn fahren. Wenn er vorher Erbrochenes wegputzen musste, weichen die Menschen vor ihm in der U-Bahn zurück und behandeln ihn wie einen Aussätzigen«, so schildert Julia Friedrichs in unserem Zoom-Gespräch die zum Teil würdelosen Arbeitsbedingungen.
Im Mittelpunkt des Abends standen die Fragen der LeserInnen: Wie haben die begleiteten Personen auf das Buch reagiert? Was müssen Gewerkschaften tun, um für die »working class« und Menschen wie Sait hilfreich zu sein? Welche Rolle spielen die politischen Parteien bei diesem Thema der sozialen Ungleichheit? Und wie kann jeder einzelne Bürger durch seine Konsumentscheidungen mithelfen, gegen soziale Ungerechtigkeiten vorzugehen?
Auf diese und viele weitere Fragen hat Julia Friedrichs im Videogespräch mit dem Editorial Director des ZEITmagazins Christoph Amend Antwort gegeben.
Unsere Gäste schrieben im Nachgang des Abends:
- Das war ein sehr spannender Abend. Es gibt viel zu tun – und im Herbst sehr überlegt zu wählen!
- Mir haben die beiden »Hauptakteure« sehr gut gefallen. Die Art, wie Herr Amend seine Fragen formulierte, sein Interesse war ihm anzusehen und andrerseits wie Frau Friedrichs über ihre Erfahrungen berichtete – das hat mich schon sehr berührt und nachdenklich gemacht. Ich werde mir das Buch kaufen.
- Christoph Amend verstand es, beinahe leicht und behände durch diese doch schwere Thematik zu führen. Die Lebenswirklichkeit der in dem vorgestellten Buch beschriebenen Personen wurde respektvoll beleuchtet, ganz ohne Mitleid erzeugen zu wollen. Ein sehr nachdenklich stimmender Abend, den beide Gäste souverän gestalteten.
- Die von Frau Friedrichs gewählten Beispiele haben die Misere unter die Haut gehend dargestellt. Das Thema kann uns nicht mehr kalt lassen . Dem Gedankenaustausch mit den anwesenden Moderatoren und Gesprächspartnern habe ich gern zugehört…sehr inspirierend.
- Es ist großartig, trotz der Pandemie an einer Lesung teilzunehmen und die ausgesprochen gute Organisation hat mir gefallen.