Der Sänger Berq über den Roman »Der Vorleser« von Bernhard Schlink:
»Ich hätte den Roman gerne früher gelesen.«
Wie sind Sie auf das Buch gekommen?
Wie viel zu oft packte ich meinen Koffer zehn Minuten vor Abfahrt. Im Packstress für die nächste Festivalrutsche stürmte ich zu meinem besten Freund und Mitbewohner ins Zimmer und zog irgendwas aus dem Regal.
Was macht das Buch für Sie gerade jetzt aktuell?
Ich war zu Schulzeiten im Geschichtsprofil. Dort spielte die Geschichte Deutschlands und der Nationalsozialismus natürlich eine große Rolle. Ich hatte aber nur selten das Gefühl, einen wirklichen Zugang zur NS-Zeit zu finden, und ich glaube, das lag auch daran, dass es dabei häufig um das große Ganze ging. »Der Vorleser« dagegen erzählt die Geschichte der Antagonistin Hanna, einer ehemaligen Aufseherin in einem Außenlager des Vernichtungslagers Auschwitz, der aufgrund von Kriegsverbrechen der Prozess gemacht wird.
Im Verlauf der Handlung erfährt der/die Leser*in zahlreiche Details über das Leben der Antagonistin und taucht so tiefer ein in die persönliche Geschichte einer Frau, die freiwillig Teil des NS-Regimes wird und maßgeblich zum Vernichtungssystem der Nationalsozialisten beiträgt. Dabei lernt der/die Leser*in Hanna zunächst nicht als grundböse kennen. Als Analphabetin und Geliebte des Protagonisten scheint sie nahbar und doch entfremdet. Sie erscheint als widersprüchlicher Charakter, aber vor allem als einer, der als Person einen Zugang in einen der dunkelsten Abschnitte der deutschen Geschichte bietet, den mir Zahlen in Geschichtsunterricht nicht liefern konnten.
Am Ende schafft der Roman keine falschen Sympathien, sondern zeigt, dass es für ein solches Regime keine Welt voller Monster braucht und das Böse auch im Unscheinbaren erscheint. Das zu begreifen, fiel mir zu Schulzeiten schwer und macht mir beim derzeitigen Rechtsruck große Angst.
Was bleibt nach dem Lesen?
Ich war beschämt davon, dass ich stellenweise Sympathien für Hanna aufbringen konnte und ich fast etwas Mitleid für sie empfunden habe. Natürlich nicht mehr, als sich im Verlauf der Handlung herausstellte, welche Vorgeschichte diese Figur hat.
Ich hätte den Roman gerne früher gelesen – habe es zu Schulzeiten aber immer erfolgreich geschafft, einen Bogen um Bücher zu machen. Das möchte ich spätestens seit Bernhard Schlinks »Der Vorleser« ändern.
Mit seiner Single »Echo« wird der damals Achtzehnjährige Sänger und Komponist Berq, der bürgerlich Felix Dautzenberg heißt, im Jahr 2022 über Nacht zum Star. Längst hat er sich nicht nur auf TikTok einen Namen gemacht, sondern spielt auf den großen Musikfestivals und ist auf den relevanten Playlists des Landes platziert. Am 25.10.2024 erscheint das erste Album des Newcomers. Es heißt »berq«, und er wird damit ab Ende November auf Tour gehen. Hier geht es zum neuen Album → Wir sind schon sehr gespannt!