Die Schriftstellerin Veronika Peters über den Roman »Gute Ratschläge« von Jane Gardam, in der Übersetzung von Monika Baark:
»Dieser Roman zeigt, was Literatur eben auch kann und darf und vielleicht sogar muss: die dunklen Räume des Menschlichen ausloten.«
Das Buch in einem Satz
»Gute Ratschläge« ist ein Roman in Briefen, deren Verfasserin Eliza Peabody, eine Frau um die 50, mit reichlich Sarkasmus und spitzer Feder die Scheinheiligkeit ihrer Nachbarschaft in der wohlsituierten Londoner Vorstadt entlarvt und dabei so einige dunkle Geheimnisse ausgräbt – nicht zuletzt ihre eigenen.
Wie sind Sie auf das Buch gekommen?
Auf Jane Gardam wurde ich durch die grandiose Old-Filth-Trilogie aufmerksam. Seitdem habe ich immer alles von ihr gelesen, was in der Buchhandlung auf dem Tisch lag. Dass dieser bereits 1991 in der englischen Originalausgabe erschienene Roman seit diesem Jahr endlich auch auf Deutsch vorliegt, hat mich besonders gefreut.
Was macht das Buch für Sie gerade jetzt aktuell?
Es wirft mit einer zutiefst einsamen und traumatisierten Frau den Blick auf eine Gesellschaft, in der Einsamkeit und Trauma unter dem Deckmantel der gepflegten Bürgerlichkeit gerne versteckt werden.
Wen würden Sie vor dem Buch warnen und warum?
Leser und Leserinnen, die sich von der Sperrigkeit einer zunächst wenig sympathischen und besserwisserischen Erzählerin verschrecken lassen und sich deren Ambivalenzen nicht aussetzen wollen. Was schade wäre, denn dieser Roman zeigt, was Literatur eben auch kann und darf und vielleicht sogar muss: die dunklen Räume des Menschlichen ausloten.
Was bleibt nach dem Lesen?
Es bleibt eine aufgewühlte Verstörtheit zurück, die noch lange nachhallt. Und das meine ich absolut positiv!
Haben Sie beim Lesen des Buches etwas Neues (über sich) gelernt?
O ja, aber das muss bitte zwischen Eliza, Jane und mir bleiben 😉
Wenn Sie mit einem Charakter aus dem Buch tauschen könnten, welcher wäre das und warum?
Das wäre Joan, die Adressatin von Elizas Briefen, weil die womöglich nur in Elizas Vorstellung existiert, und Elizas Fantasie scheint mir ein zwar gefährlicher, aber auch sehr faszinierender Ort zu sein.
Wo lesen Sie am liebsten und warum?
Auf dem heimischen Sofa, weil das supergemütlich ist.
Und was lesen Sie sonst so?
Für mich als eher maßlose Leserin gibt es da eine lange Liste, aber wenn ich einige Lieblingsautorinnen nennen darf, deren Bücher immer den Weg auf mein Lesesofa finden, dann sind das neben Jane Gardam: Deborah Levy, Elizabeth Strout, Sigrid Nunez, Mariana Leky, Katerina Poladjan.
Die Bestsellerautorin Veronika Peters verbrachte ihre Kindheit nicht nur in Deutschland, sondern auch in der heutigen Republik Kongo sowie in der Elfenbeinküste. Zunächst arbeitete sie dann als Erzieherin in einem psychiatrischen Jugendheim und stieg später für einige Jahre aus dem sogenannten bürgerlichen Leben aus. Bei Benediktinerinnen war sie unter anderem als Gärtnereigehilfin und Buchhändlerin tätig. 2007 veröffentlichte sie ihren ersten Bestseller »Was in zwei Koffer passt. Klosterjahre«. Darauf folgten viele weitere Romane, in denen sie Frauenleben nachspürt. In ihrem neuesten Roman »Nackt war ich am schönsten« geht es um die exzentrische Baroness Elsa von Freytag-Loringhoven, in den 1910er-Jahren Muse, Dada-Performerin, Dichterin, Aktmodell und vieles mehr. Was macht sie heute in einem oberhessischen Dorf?