Der Schauspieler und Hörbuchinterpret Stefan Kaminski über die »Tudor«-Trilogie von Hilary Mantel:
»Sprachlich intensiv und eigen, ein Sudelbecken menschlicher Intrigen und Machtlust mit starken, realen Figuren.«
Wie sind Sie auf das Buch gekommen?
Teil 1 war ein Geschenk, es zog mich magnetisch hinein. Teil 2 selbst erworben. Teil 3 wieder ein Geschenk, diesmal aus guten Gründen gewünscht …
Wenn Sie so fragen: Alles daran ist aktuell, sieht man in die politische Welt hinaus. Hier geht es zwar um das 16. Jahrhundert – Heinrich der XIII., Kirchenstreit, Verrat, Intrigen, Krieg. Der Abschaum menschlicher Despoten, Autokraten und religiöser Wahnsinniger geht über Leichen, missbraucht und versklavt und sieht nur sich und die eigene Macht. Darum sehr aktuell.
Leser und Leserinnen, die leichte Kost bevorzugen, sich nicht für historische Zusammenhänge interessieren und nervös werden, wenn mehr als 30 Figuren auftauchen, wovon oftmals drei sehr ähnliche Namen haben …
Der Platz im Regal mit der schönen Gewissheit, es irgendwann noch einmal zu lesen. Unbedingt! Und die Lust und der Anspruch auf erneute sprachliche Tiefe bei der Auswahl des nächsten Buches.
Dass ich in wirklich guten Zeiten lebe und dass ich ein tiefes Interesse an Geschichte habe. Weil sie geprägt wird, nicht nur von Zahlen und Fakten, wie einst in der Schule, sondern von Biografien, von Menschen und von Entwicklungen, derer wir uns bewusst sein sollten, damit sich gewisse Grausamkeiten nicht wiederholen.
Ich möchte darin mit niemandem tauschen. Auf keinen Fall.
Ich lese gern im Bett und am Strand. Das Erste ist sehr viel öfter möglich.
Mich interessieren Intensität, surrealistische Elemente, magischer Realismus, Tiefe in den Figuren, hingeworfene Sprache, die überrascht. Lieblingsautoren sind bisher Haruki Murakami, Vladimir Sorokin, Arno Schmidt, Stefan Zweig, Joseph Roth. Ich bin gern auf der Suche.