Der Militärexperte Carlo Masala über die Erzählung »Weiße Nächte« von Fjodor M. Dostojewski:
»Eines der schönsten, zärtlichsten, zerbrechlichsten und gleichzeitig kraftvollsten Werke Dostojewskis«
Ich habe dieses Buch zu meinem letzten Geburtstag geschenkt bekommen. Und obwohl ich es vor circa 30 Jahren schon einmal gelesen hatte, hat mich die erneute Lektüre dieser Liebesgeschichte wieder in ihren Bann gezogen. Das Buch (es ist eigentlich ein Büchlein) gehört zu den weniger bekannten Werken Dostojewskis, aber zu seinen schönsten, zärtlichsten, zerbrechlichsten und gleichzeitig kraftvollsten, sowohl was die Sprache wie auch die Handlung betrifft. Erstmals erschienen ist es 1848.
Ich habe keine Identifikationsfigur, da es bei der Lektüre dieser Novelle darum geht, sich auf die Gefühlswelt beider Protagonisten einzulassen, auf die des namenlosen Ich-Erzählers sowie auf die von Nastenka, der jungen Frau, die er in vier Nächten trifft. Hat man die 100 Seiten durchgelesen, bleibt ein melancholisches Gefühl einer flüchtigen und intensiven Begegnung an Sommernächten in St. Petersburg.
Für jemanden wie mich, der ansonsten viel über Krieg und Internationale Sicherheitspolitik liest, eine schöne, kurzweilige Flucht.
Der Politikwissenschaftler Carlo-Antonio Masala, Jahrgang 1968, lehrt seit 2007 Internationale Politik an der Universität der Bundeswehr in München. Aufgewachsen in Köln, studierte er zunächst Philologie und wurde mit einem Thema über die deutsch-italienischen Beziehungen promoviert. Verschiedene Lehr- und Forschungsaufträge führten ihn unter anderem in die USA. Über Fragen der Sicherheitspolitik diskutiert er mit Experten im Podcast »Sicherheitshalber«. Seit Ausbruch des Krieges in der Ukraine ist Masala häufig als Gast in Talkshows zu sehen. Kürzlich erschien in siebter Auflage sein Buch »Weltunordnung. Die globalen Krisen und das Versagen des Westens«.