Die Wissenschaftlerin Carola Dahlke über das Buch »Die Expedition. Eine Liebesgeschichte. Wie ich das Rätsel einer Polartragödie löste« von Bea Uusma:
»Ein Buch, das sich fast wie eine Ausstellung liest und auch wunderschön gestaltet ist.«
»Die Expedition. Eine Liebesgeschichte. Wie ich das Rätsel einer Polartragödie löste« beschreibt die Geschichte einer akribischen Recherche, die die schwedische Ärztin, Illustratorin und Autorin Bea Uusma unternommen hat, um das Rätsel um eine gescheiterte Heißluftballon-Expedition aus dem Jahr 1897 zu lüften. Ein Buch, das sich fast wie eine Ausstellung liest und auch wunderschön gestaltet ist. Es ist wie ein Krimi, dazu mit vielen Fotos und Materialien bestückt, und man begleitet beim Lesen die Autorin auf ihrer langen Suche nach der Wahrheit.
Handelt es sich um ein Buch, das Ihrer Meinung nach gerade jetzt aktuell ist?
Eine so gründliche Recherche, wie sie Uusma unternommen hat, ist definitiv etwas sehr Aktuelles. Gerade in unserer Zeit ist es so einfach wie nie zuvor, an Informationen zu gelangen. Aber welche Informationen sind verlässlich und welche bereits dreimal kopiert und für einen bestimmten Anlass gekürzt oder abgewandelt worden? Um ein umfassendes, objektives Bild zu erhalten, benötigt es viel Zeit und hartnäckiges Forschen.
Was bleibt nach der Lektüre hängen?
Dieses Buch veranschaulicht auf eine sehr eindrückliche Weise, wie aufwendig, aufreibend und letztlich auch erlösend es sein kann, wenn man einer Geschichte vollständig auf den Grund gehen möchte. Bea Uusma war geradezu besessen davon, herauszufinden, was bei der Expedition damals wirklich passiert ist. Die Geschichte beeinflusste ihr Leben, ihre Berufswahl; sie studierte Medizin, forschte 15 Jahre – so eine Leidenschaft beeindruckt nachhaltig.
Und was lesen Sie sonst so?
Von Fritz Mühlenweg »Großer-Tiger und Christian« – ein Buch, das ich eigentlich für meine Tochter in den Urlaub mitgenommen, stattdessen aber selbst verschlungen habe. Fritz Mühlenweg begleitete als junger Mann in den Jahren 1927/28 eine Expedition von Sven Hedin durch die Mongolei. Es folgten zwei weitere Reisen in die Mongolei und die Wüste Gobi. Seine damaligen Erlebnisse und Erfahrungen mit Land und Leuten verarbeitet er sehr anschaulich in einem über 700 Seiten umfassenden Jugendbuch. Beschrieben wird eine geheime und sehr abenteuerliche Reise zweier Jugendlicher von Peking bis ins das uigurische Ürümqi. Ich habe jede einzelne Seite genossen, konnte das Buch kaum weglegen und vermisste die Charaktere, als das Buch zu Ende war. Ich werde es bald noch einmal lesen.
Und außerdem, mein Lieblingsbuch – verfasst von einem Schriftsteller der Lindwurmfeste namens Hildegunst von Mythenmetz und übersetzt von Walter Moers: »Die Stadt der Träumenden Bücher«, eine großartige Geschichte aus Zamonien, die mich jedes Mal wieder durch ihre Kreativität erschlägt. Fantastisch geschrieben und vom Autor selbst reich bebildert. Ein Fest für alle, die Sprache und Bücher lieben.
Carola Dahlke, Jahrgang 1977, berichtet, dass sich viele Besucher des Deutschen Museums in München für die Chiffriermaschine Enigma interessieren. »Die Geschichte ihrer Entschlüsselung umgibt ein Mythos: Genial kompliziert, unbrechbar«, schreibt sie. Genau darin liegt natürlich ihr Reiz. Nach dem Studium der Physischen Geographie in München und Helsinki hat Carola Dahlke über die Kartierung von Naturschutzgebieten promoviert und am Max-Planck-Institut für Meteorologie in Hamburg über Klimamodelle geforscht. Heute ist sie Kuratorin für Informatik und Kryptologie am Deutschen Museum in München. Sie gehört zu den Autor:innen des Bands »Geschichte der Technik in 100 Objekten«.