Die Schauspielerin Christina Große empfiehlt den Roman »Ungeduld des Herzens« von Stefan Zweig:

»Die Sprache ließ meine innere Uhr trotz aller Atemlosigkeit der Geschichte langsamer ticken.«

 

Das Buch in einem Satz:
Gnadenlos trifft Mitleid Liebe.

Wie sind Sie auf das Buch gekommen?
Empfohlen wurde mir dieses eher »altmodische« Buch von den zwei jungen Produzentinnen meines letzten Kinofilmes »Sag Du es mir«. Wobei die erste Empfehlung der beiden, Stefan Zweigs »Die Welt von gestern«, mich während des ersten Lockdowns so fasziniert hat, dass ich sie um den nächsten Stefan-Zweig-Tipp bat.

Was macht das Buch für Sie gerade jetzt aktuell?
Erzählt wird die Geschichte eines jungen Leutnants in der Zeit vor dem Ersten Weltkriegs mit emotionaler Wucht, großartiger Spannung und erbarmungsloser Präzision. Selten hat mich ein Buch auf solch eine zutiefst berührende Achterbahn der Gefühle mitgenommen. Immer wieder hatte ich das Bedürfnis, einzugreifen, um einen anderen Verlauf dieser Geschichte möglich zu machen. Aktuell wird dieser Roman für mich in den Fragen, die bleiben: Hilft mein Gutestun meinem Gegenüber wirklich, oder bin ich nur selbst berauscht von meinem Gutsein? Berauscht von meinen Gefühlen und blind für die wirklichen Bedürfnisse der anderen? Welche Konsequenzen erwachsen aus meinen Handlungen und Absichten? Wo bin ich meiner Verantwortung wirklich gewachsen, und wann belüge ich mich gekonnt selbst? Fasziniert war ich auch von der Sprache des Autors. Sie ließ meine innere Uhr trotz aller Atemlosigkeit der Geschichte langsamer ticken.

Und was lesen Sie sonst so?
Es gibt keine Literatur, die ich bevorzuge. Ob Klassiker oder Gegenwartsautorinnen aus allen Teilen der Welt, ich lese gern, viel und wann und wo auch immer mir die Zeit dafür bleibt. Lesen ist für mich genau wie Schauspielen ein wunderbares Vergnügen und wahrer Luxus – eintauchen in die Geschichten verschiedenster Menschen, sich verlieren und wiederfinden in einem anderen Leben, in einer anderen Zeit oder in einem anderen Land. In jedem Jahr habe ich mindestens ein neues Lieblingsbuch, das ich dann auch sehr gern verschenke.

Meine persönliche Shortlist der vergangenen fünf Jahre:
2015: »Secondhandzeit« von Swetlana Alexijewitsch
2016: »Eine Nacht, Markowitz« von Ayelet Gundar Goshen
2017: »Vielleicht Esther« von Katja Petrowskaja
2018: »Schäfchen im Trockenen« von Anke Stelling
2019: »Töchter« von Lucie Fricke


Die Schauspielerin Christina Große wäre eigentlich im Moment in dem Film »Sag Du es mir« im Kino zu sehen. Ein vielversprechendes Drama über das Leben in der Platte. Seit dem zweiten Teil-Lockdown wartet der Film allerdings auf Zuschauerinnen und Zuschauer. Bis die Kinosäle wieder öffnen dürfen, empfehlen wir Ihnen daher auch die ZDFneo-Serie »Liebe. Jetzt!«, in der Christina Große mitspielt und die sich mit dem Zusammenleben in Zeiten von Corona auseinandersetzt.

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