© Sergio Veranes

Der Dirigent Kent Nagano über die Biografie »Mao. Das Leben eines Mannes, das Schicksal eines Volkes« von Jung Chang und Jon Halliday:

 

 

»Das Buch steckt voller Ein­sich­ten und über­ra­schen­der Ent­de­ckun­gen.«

 

Ich möchte gleich zwei Bücher emp­feh­len, beide han­deln von Menschen aus der Geschichte.

Das erste haben Jung Chang und Jon Halliday verfasst, »Mao. Das Leben eines Mannes, das Schick­sal eines Volkes«. Dies ist die sehr sorg­fäl­tig re­cher­chier­te Bio­gra­fie des promi­nen­tes­ten Füh­rers des 20. Jahr­hun­derts. Es fußt auf Inter­views mit Zeugen aus Maos innerem Kreis sowie vielen inter­na­tio­na­len Zeit­ge­nossen, die mit ihm in Ver­bin­dung stan­den. Da viele dieser Inter­view­ten aus Sorge vor den Kon­se­quen­zen zuvor niemals offen sprechen konn­ten, steckt das Buch voller Ein­sich­ten und über­ra­schen­der Ent­de­ckun­gen. Es be­leuch­tet die Be­ur­tei­lung seiner Politik, die nichts zu tun hatte mit dem Idea­lis­mus oder der Ideo­lo­gie, mit denen er üb­licher­wei­se in Ver­bin­dung ge­bracht wird.

Ebenso emp­feh­len möchte ich das Buch über einen ganz anderen Menschen: »Marie Antoinette. Bild­nis eines mittleren Cha­rak­ters« von Stefan Zweig. Diese Bio­gra­fie über die sehr be­kann­te, aber immer wieder kon­tro­vers be­ur­teil­te his­to­ri­sche Figur bietet zahl­reiche unter­schied­liche Pers­pek­ti­ven: Als Vier­zehn­jäh­ri­ge wird die öster­rei­chi­sche Prinzessin 1770 mit dem Dauphin Ludwig August von Frank­reich ver­hei­ra­tet, eine vom Hof ge­plan­te strate­gische Ehe­schließ­ung. 1774 ist Marie Antoinette dann Königin an der Seite von Ludwig XVI.

Stefan Zweig hat sich tief in die Korres­pon­denz zwischen Marie Antoinette und ihrer Mutter, Kaiserin Maria Theresia, und mit anderen Zeit­ge­nos­sen ver­tieft. Dies führt, wie der Leser fest­stel­len kann, zu einer kom­plett anderen Be­wer­tung dieser Frau als die in der Pop­kultur der Gegen­wart ver­brei­te­te. Zweig zeigt sie als leb­haf­ten, tem­pe­ra­ment­vollen Cha­rak­ter, zeigt ihre Liebe zur Kunst und die kom­pli­zier­te Be­ziehung so­wohl zu ihrem Ehe­mann als auch zum könig­lichen Hof. Prä­zi­se be­nennt der Autor hinter den so­zi­a­len Un­ruhen die öko­no­mische Krise des Landes, die nach und nach zur Re­vo­lu­tion führt. Er be­schreibt auch die Ent­wick­lung von an­fäng­licher Zu­nei­gung der Be­völ­ke­rung zu dieser Prinzessin bis hin zu Ab­nei­gung und Hass. De­tail­liert ge­schil­dert werden ihre miss­glück­te Flucht nach Varennes, die elenden Um­stän­de ihrer Ge­fan­gen­schaft, der innige Ab­schied von ihren ge­lieb­ten Kindern ebenso wie die bos­hafte po­li­ti­sche In­tri­ge, die in Marie Antoinettes Tod unter der Guillotine kulminiert.

 

»Die deutsche Musik­tradition und Kom­po­nis­ten wie Bach, Mozart Beet­hoven und Brahms retteten mein Leben«, so sagte es der welt­weit an­er­kann­te Dirigent Kent Nagano kürz­lich in seiner Dank­rede zur Ver­lei­hung des Großen Bundes­ver­dienst­kreuzes.

Der US-Amerikaner mit ja­pa­ni­schen Wur­zeln wurde 1951 in Berkeley, Kalifornien ge­bo­ren und lernte als Kind Klavier und Kla­ri­net­te. Er gilt als einer der heraus­ra­gen­den Di­ri­gen­ten so­wohl für das Konzert- als auch das Opern­re­per­toire und ist seit 2015 General­musik­direktor in Hamburg. 2021 erschien sein Buch »10 Lessons of my life. Was wirklich zählt« (zusammen mit Ing Kloepfer). In diesem Jahr wid­met sich Nagano dem Projekt »The Wagner Cycles« der Dresdner Musik­fest­spiele und wird sechs­mal »Die Walküre« mit dem Dresdner Fest­spiel­or­ches­ter und Concerto Köln kon­zer­tant nach neuesten Kennt­nissen der Wagner-Forschung auf­führen.

 

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