Die Autorin und Aktivistin Zana Ramadani über die Komödie: »Vier Stern Stunden« von Daniel Glattauer:

 

 

»Es ist ein einfach zu händelndes Buch, ein Lese-Snack, der auch noch schmeckt.« 

 

Zwei Frauen. Zwei Männer. Ein Publikum. Mehr braucht eine gute Komödie nicht. Das be­weist Daniel Glattauer mit seinem Buch »Vier Stern Stunden«. Allein der erste Satz des Klappen­textes zeigt schon, was Glattauer kann: »Dem alt­ehr­wür­di­gen Kur­hotel Reichens­hoffer, einem Vier­stern­be­trieb, sieht man einen Stern besonders deut­lich an – den fehlenden fünf­ten.«

Diese ele­gan­te Poin­tie­rung in Sprache und Witz ist das er­zäh­le­rische Grund­ge­rüst von »Vier Stern Stunden«. Es trägt die Geschichte: Ein be­rühm­ter, aber schon äl­te­rer deutscher Romancier ist Star­gast einer Kultur­ver­an­stal­tung in einem Hotel. Seine Gäste – alle­samt im ge­setz­ten Alter. Die Mode­ra­to­rin: eine glühende Ver­ehrerin ihres Gesprächs­partners. Der sie attackiert, klein­macht, statt auf ihre Fragen zu ant­wor­ten. Schließ­lich geht es ja um IHN. Hinter­gründig um sein an­ge­knacks­tes Ich, das er so ver­sucht, or­dent­lich auf­zu­po­lieren. Der Romancier hat auch seine junge Muse dabei. Die bleibt jedoch lieber auf dem Doppel­zimmer. Und der Jung-Chef des Kur­hotels, der Gast­geber? Zwischen ihm und der Muse knistert es …

Daniel Glattauer hätte dies wort­reich aus­breiten können. Hat er aber nicht. Zum Glück. Es ist eher ein Dreh­buch, das in seinen knapp-präzisen Si­tuations­be­schrei­bun­gen und den in jedem Wort unter­halt­samen Dia­logen Bil­der schafft, die dem Leser ein Ge­fühl von Selbst­stän­dig­keit und Frei­heit geben. Kein Wunder, dass »Vier Stern Stunden« von Dauer-Best­seller­autor Daniel Glattauer (unter anderem »Gut gegen Nord­wind«, welt­weit über 2,5 Millionen Mal ver­kauft) zu ge­fei­er­ten Theater-Auf­füh­run­gen wurde: unter anderem im Wiener Theater in der Josef­stadt und im Berliner Re­nais­sance-Theater.

Mit »Vier Stern Stunden« ist Daniel Glattauer buch­stäb­lich ein Ka­bi­nett­stück ge­lungen, das unter der vorder­grün­digen Er­zäh­lung schließ­lich eine weitere Ebene offen­bart: In dieser Eigen­re­flexion werden Menschen ver­bunden, neue Denk­weisen, auch zum Übel der Welt, an­ge­regt. Gerade in heutigen Zeiten ist es wichtig, sich mit etwas ab­zu­len­ken und der schwie­ri­gen Rea­li­tät zu ent­fliehen. Und: Lachen macht gesund.

Es ist ein einfach zu händeln­des (Pocket-Format) Buch, ein Lese-Snack, (109 groß­zügig be­druck­te Seiten), der auch noch schmeckt. Und immer wieder nach Ge­müts­lage her­vor­ge­holt werden kann. Danke für die geis­tige Er­frischung, Daniel Glattauer!

 

Zana Ramadani ist Autorin und Frauen­recht­lerin. Sie war Mit­grün­derin von Femen Deutsch­land, einer Protest­or­ga­ni­sa­tion, die vor allem durch Oben-ohne-Aktionen Auf­merk­sam­keit er­regte. Für ihre Kritik an pa­tri­archa­lischen Struk­turen im Islam, unter anderem in ihrem Buch »Die ver­schlei­er­te Gefahr – Die Macht der mus­li­mi­schen Mütter und der Toleranz­wahn der Deutschen« bekam Zana Ramadani Mord­drohungen. Zu­letzt von ihr er­schienen: »WOKE – Wie eine mora­li­sie­ren­de Minder­heit unsere Demo­kra­tie bedroht.«

 

Vier Stern Stunden

Daniel Glattauer (2018)

 

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