Elisabeth Raether, Herausgeberin des WOCHENMARKT-Magazins und ZEIT-Co-Politikchefin über das Kochbuch »Mittelmeerküche« von Claudia Roden:
»Die Rezepte sind sehr einfach, aber immer merkt man, dass Roden wirklich Ahnung hat.«
Claudia Roden ist eine 85-jährige britische Kochbuchautorin mit ägyptischen und syrischen Wurzeln, die ich schon lange bewundere. Sie hat mal gesagt, als sie anfing über Essen zu schreiben, in den 1960er-Jahren, habe es noch als Tabubruch gegolten, über so etwas Intimes wie Essen zu sprechen, so, wie über Sex. In ihren Büchern und auch in diesem finde ich immer tolle Rezepte aus den Mittelmeerländern – Safranreis mit Zimt, ein Pfirsich-Fenchel-Salat, alles Mögliche mit Walnüssen, Minze, Oliven, Kreuzkümmel … Die Rezepte sind sehr einfach, aber immer merkt man, dass Roden wirklich Ahnung hat. Ich würde mich sogar zu der These hinreißen lassen, dass Roden weiblich kocht, nämlich mit der Erfahrung einer Frau, die eben nicht nur kocht, sondern auch weiß, wie man »Abendessen macht«. Ein großer Unterschied, den aber viele Köche nicht kennen, da sie zum Beispiel zu Hause gar nicht das Abendessen machen.
Wen würdest du vor dem Buch warnen und warum?
Wenn man an akuter Mittelmeersehnsucht leidet (wie ich), ist es schon sehr hart, sich diese extra schön aufgenommenen Bilder von der Abendsonne in Pfirsichbäumen und Ähnlichem anzugucken.
Hast du in dem Buch etwas Neues für dich entdeckt?
Dass Amaretti-Kekse zu einer Kürbissuppe schmecken.
Wo liest du am liebsten und warum?
Ich lese generell, und auch Kochbücher, im Bett, am liebsten morgens in den Vormittag hinein, aber das weiß meine Familie zuverlässig zu verhindern.
Und was liest du sonst so?
Ich befinde mich in einer Sachbuch-Phase, lese kaum noch Romane (kommt vielleicht irgendwann wieder), zuletzt eine Biografie von Franz-Josef Strauß, weshalb ich jetzt über das nutzlose Wissen verfüge, dass er ein begabter Radsportler war.
Elisabeth Raether leitet mit zwei Kollegen das Politikressort der ZEIT. Zuvor war sie Redakteurin im ZEITmagazin, seit zehn Jahren schreibt sie die Wochenmarkt-Kolumne und gibt Kochbücher heraus. Das vierte erscheint im Herbst. Außerdem ist sie Herausgeberin unseres neuen WOCHENMARKT-Magazins, das seit dieser Woche im Handel erhältlich ist. Vergangenen Samstag hat Elisabeth mit dem Fotografen, Koch und ehemaligen Caterer für Rockbands Silvio Knezevic im Rahmen der Langen Nacht der ZEIT live Shakshuka gekocht. Das Video ist hier verfügbar.