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Die Moderatorin Gundula Gause über den Roman »Bühlerhöhe« von Brigitte Glaser:

»Die Gegen­sätze zwischen den Protagonist­innen machen den Reiz des Romans aus. Das wird garniert mit einer Prise Liebes­geschichte und dem Plot eines eher über­raschenden Endes.«

 

Die drama­tischen Ereignisse in Israel und in Gaza beschäf­tigen in diesen Tagen jeden: mich auch einmal mehr, weil ich im Frühjahr zehn Tage lang in Israel unter­wegs war. Es war ein Lebens­traum: end­lich einmal das »Heilige Land« kennen lernen, im Rahmen der auch damals schon bedrückend, res­trik­ti­ven Möglich­keiten. Nach meiner Rück­kehr stieß ich im Haus meines Vaters auf den Roman »Bühlerhöhe« von Brigitte Glaser. Noch tief be­ein­druckt und be­troffen von den Er­leb­nissen und den deut­lich mit Händen greif­baren Spannungen in diesem nahöstlichen Unruhe­herd traf das Thema dieses belletris­tischen Best­sellers aus dem Jahr 2016 exakt den Punkt. Gerade für eine wie mich, die sich beruf­lich vor allem mit sach­dien­lichem Lesen be­fasst, ist ein Aus­flug in die Welt eines packenden Romans manch­mal auch ein Aus­flug aus meinem journalis­tischen All­tag. Zugleich suche ich immer auch Themen und Bücher, die auf his­to­rischen Fakten basieren oder zur aktuellen Welt­lage passen.

»Bühlerhöhe« spielt, auch als Ort der Hand­lung, im Deutschland von 1952 und be­fasst sich mit dem deutsch-israelischen Verhältnis der Nach­kriegs­zeit. Im fik­tiven Zentrum steht ein von israelischen Unter­grund­kämpfern ge­plan­tes Bom­ben­at­ten­tat auf den damaligen Bun­des­kanz­ler Konrad Adenauer. Der Stoff des Romans ist an his­to­rische Er­eig­nis­se an­ge­lehnt und spielt zwischen israelischem Kibbuz und dem heute ver­las­se­nen Nobel­hotel im Schwarz­wald gleichen Namens, zwischen kriegs­beding­ter Armut und dem Wirt­schafts­wunder der 1950er Jahre. Es geht um das, was nach dem Holo­caust als Wieder­gut­machung be­zeich­net wurde, und um die Auf­ar­bei­tung der Nazi-Ver­gan­gen­heit. Be­schrie­ben wird damit ein exis­tenziell wichtiges und hoch­komplexes Kapitel der deutsch-israelischen Geschichte.

Die Hauptfiguren, Rosa Silbermann und Sophie Reisacher, sind Frauen mittleren Alters und mögen es Leserinnen einer­seits leicht machen, sich mit ihnen zu iden­ti­fi­zie­ren. Anderer­seits ver­folgen beide Charaktere aus ihren unter­schied­lichen Her­künften heraus jeweils eigene In­te­res­sen, so­dass schließ­lich auch die Gegen­sätze zwischen diesen Protagonist­innen den Reiz des Romans aus­machen. Das wird gar­niert mit einer Prise Liebes­geschichte und dem Plot eines eher über­rasch­enden Endes.

 

»Ich bin eine Frau der Lang­strecke und habe Freude an Kontinuität und Ver­läss­lich­keit«, hat Gundula Gause kürzlich in einem Interview mit »Christ & Welt« bekannt. Dafür wird sie geschätzt: Seit 30 Jahren ist sie Co-Moderatorin des »heute journals«, viele Jahre lang an der Seite von Claus Kleber. Mittler­weile ist sie auch im »heute journal update« und in »heute«-Sendungen im Lauf des Tages zu sehen. Gause, die Politik­wissenschaft, Geschichte und Publizistik studiert hat, ist Protes­tan­tin, mit einem Katholiken ver­heiratet, Mutter von drei erwachsenen Kindern und lebt in Mainz. Sie engagiert sich vielfach ehrenamtlich, unter anderem als Bot­schafterin der Medien-Initiative »Schau hin!« und als Schirmherrin des Menschen­rechts­preises der Stadt Weimar.

 

Bühlerhöhe

von Brigitte Glaser (2016)

Deutschland 1952: Rosa reist mit einem geheimen Auf­trag in das Nobel­hotel Bühler­höhe. Sie soll Bundes­kanzler Konrad Adenauer schützen. Ihre Gegen­spielerin ist die miss­trauische Haus­dame Sophie, die ihre Heimat­stadt Straßburg ver­las­sen musste und für den gesell­schaft­lichen Auf­stieg alles geben würde.
Mit dem Roman »Bühlerhöhe« gelang der Autorin Brigitte Glaser, geboren 1955, der Durch­bruch. Vor­wiegend schreibt sie Kriminal­romane und Bücher für Jugend­liche. Bevor sie zum Schreiben kam, hat die studierte Sozial­pädagogin in der Jugend­arbeit und im Medien­bereich gearbeitet.

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