Der Moderator und langjährige »Tagesschau«-Sprecher Jan Hoferüber die politische Analyse »Zeitenwende: Putins Krieg und die Folgen« von Rüdiger von Fritsch:
»Wer sich über die Hintergründe des russischen Angriffs auf die Ukraine informieren und auch die historischen Zusammenhänge verstehen will, muss dieses Buch lesen.«
Welches Buch hat Sie kürzlich richtig begeistert?
Das war »Zeitenwende« von Rüdiger von Fritsch. Der Autor war von 2014 bis 2015 deutscher Botschafter in Moskau und ist ein profunder Kenner der dortigen politischen und gesellschaftlichen Gegebenheiten.
Handelt es sich um ein Buch, das Ihrer Meinung nach gerade jetzt aktuell ist?
Ja, das Buch ist vor dem Hintergrund des Ukraine-Krieges mehr als aktuell. Ich war schon immer der Meinung, dass es zwei Seiten einer Medaille gibt. Von Fritsch beleuchtet sowohl die russische als auch die ukrainische Seite und zeigt auch die jeweilige Rolle der USA, der EU und Deutschlands in diesem Konflikt. Dabei legt er die Fehler offen, die von politischer Seite des Westens im Vorfeld begangen wurden, und zeichnet ein gutes Psychogramm Wladimir Putins und der russischen Nomenklatura.
Was bleibt nach der Lektüre hängen?
Wer sich über die Hintergründe des russischen Angriffs auf die Ukraine informieren und auch die historischen Zusammenhänge verstehen will, muss dieses Buch lesen.
Und was lesen Sie sonst so?
Vorwiegend aktuelle Zeitungen und Zeitschriften. Ich halte Zeitungen für ein unverzichtbares Mittel der politischen Meinungsbildung. Aus der Vielzahl der deutschen Publikationen mit ihren unterschiedlichen politischen Ausrichtungen kann man sich meines Erachtens ein gutes Urteil über aktuelle Geschehnisse bilden. Zwar hat die Zeitung für mich als aktuelle Informationsquelle an Gewicht verloren, doch im Hinblick auf die Hintergrundberichterstattung halte ich sie für wichtiger denn je.
Und falls Zeit bleibt, gerne mal einen Krimi aus aktuellen Produktionen, allerdings ohne bestimmte Vorlieben.
Außerdem habe ich in meiner relativ knapp bemessenen Freizeit gerade selbst ein Buch verfasst. Es erscheint zur Frankfurter Buchmesse und befasst sich mit dem Leben und Wirken von Johann Lafer, dem bekannten Koch. Ich bin seit vielen Jahren mit ihm befreundet, und er bat mich, seine Geschichte aufzuschreiben und mit Rezepten zu versehen, die ihn von Kindertagen an bis heute begleitet haben. Das Buch heißt: »Ein Leben für den guten Geschmack erzählt von Jan Hofer«. Sorry für die Eigenwerbung …
Gefühlt hat er die »Tagesschau« immer gesprochen, nachweislich von 1985 bis 2020, von 2004 bis zum Schluss als Chefsprecher. Aber Jan Hofer, Jahrgang 1950, hat das Publikum dann doch noch überrascht, als er im reifen Alter von 70 Jahren die vertraute Welt des öffentlich-rechtlichen Fernsehens verließ, um das Nachrichtenmagazin »RTL direkt« aufzubauen, und zwar, wie er kürzlich in einem Podcast berichtete, aus dem Nichts. »Da stand nur ein Schreibtisch«, so ähnlich erzählte er es. Ihm kommt zugute, dass er immer schon auch moderiert hat, etwa die »NDR Talkshow« oder »Riverboat«, und in Shows auftrat wie »Let’s dance«. Jan Hofer ist außerdem ein absoluter Social-Media-Profi, bei TikTok hat er über 25.000 Follower.