Der Schauspieler und Autor Joachim Meyerhoff über »Kein falsches Wort jetzt« von Christoph Schlingensief:
»Keine Stimme weit und breit, die auch nur ansatzweise diese Power hat, sich im öffentlichen Diskurs zu behaupten, mit Witz und Drang und Können und Lust an der Destruktion.«
Welches Buch hat Sie kürzlich begeistert?
Richtig begeistert hat mich der gerade erschienene Interviewband von Christoph Schlingensief, »Kein falsches Wort jetzt«. Dass Christoph zehn Jahre tot sein soll, ist unglaublich. Nicht anzuerkennen, es hebt die Zeitrechnung aus den Angeln. Die Interviews zeigen einen mutigen, frechen, unerschütterlichen Mann – filmbesessen, musikbesessen, menschenbesessen. Immer auf der Suche nach dem passenden Ausdruck für seine überbordende Lust, einfach jemand ohne Kalkül. Einer, der mit allen Mitteln versucht, alles Erstarrte in Bewegung zu versetzen. In diesen Gesprächen wird ein nervtötender, liebevoller, krakelnder, hochreflektierter Künstler sichtbar.
Warum ist Ihre Buchempfehlung gerade jetzt aktuell?
Die Aktualität könnte nicht größer sein: Keine Stimme weit und breit, die auch nur ansatzweise diese Power hat, sich im öffentlichen Diskurs zu behaupten, mit Witz und Drang und Können und Lust an der Destruktion.
Wem würden Sie es eher nicht empfehlen?
Nicht empfehlen würde ich diesen Interviewband all denen, die es sich in ihrer Blase gemütlich gemacht haben. Die ihre Zufriedenheit gefunden und null Lust auf Irritationen haben.
Und was lesen Sie sonst so?
Ich lese viel, gerade jetzt den Roman »Oberkampf« von Hilmar Klute, »1000 Serpentinen Angst« von Olivia Wenzel und »Das Ende der Illusionen« von Andreas Reckwitz.
Joachim Meyerhoff ist nicht nur als Theaterschauspieler erfolgreich, sondern hat mit den fünf Bänden über seine Familiengeschichte Bestseller geschrieben. Zuletzt erschien »Hamster im hinteren Stromgebiet«, in dem er über seine Schlaganfall-Erkrankung berichtet. Auskunft darüber gab er kürzlich auch in einem ZEITmagazin-Interview, das Sie hier nachlesen können.