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Die ZEIT-Redakteurin und Kinderbuchexpertin Katrin Hörnlein über das Kinderbuch »Im kleinen wilden Schnergenland« von der britischen Grundschullehrerin Vanessa Cossanteli:

»Ein kleines Glanzstück dieses Kinderbuch-Herbstes.«

Zwei Waisenkinder, eine rachsüchtige Hexe und ein Baum mit magischer Pforte in eine andere Welt: »Im kleinen wilden Schnergenland« spielt mit alt­vertrauten Märchenmotiven, doch spätestens wenn sich zu kleinwüchsigen Waldwichteln, vegetarischen Menschenfressern noch Pfauenreiter, Taxibären und Keks-Telegramme gesellen, ahnt man, dass man es mit einer ganz besonderen Geschichte zu tun hat.

Den Anfang nimmt das Abenteuer der Kinder Pip und Flora im Waisenhaus Sunny Bay Home, wo sie sich eine Standpauke der strengen Miss Watkyns anhören müssen. »Kinder brauchen Regeln« ist die Devise der Heimleiterin, selbst der Goldfisch in Miss Watkyns Büro schwimmt stets nur im Uhr­zeigersinn. Pip und Flora aber tun sich mit dem Regeln-Einhalten schwer, ebenso wie der liebens­würdig tollpatschige Gorbo, ein Wesen vom Stamm der Schnerge, der sich im Waisenhaus als eine Art Hausmeister bewähren wollte. Nach diversen Fehltritten wird Gorbo von Miss Watkyns fortgeschickt – zurück in jenes verzauberte Land hinter dem Baum. Schusselig wie Gorbo ist, lässt er die magische Pforte offen, durch die kurz darauf Pip und Flora stolpern, als sie versuchen, sich vor einer seltsamen alten Dame zu verstecken, die es auf Flora abgesehen hat. Eine Jagd beginnt, die nicht nur das Leben von Pip, Flora und Gorbo verändern wird. Selbst der Goldfisch der Heimleiterin wird erst Achten schwimmen und schließlich einen Umzug in den Gartenteich einfordern.
Die britische Grundschullehrerin Vanessa Cossanteli erzählt mit viel Witz und Wärme ein schräges Fantasy-Abenteuer, genauer gesagt, sie erzählt es neu. Ursprünglich verfasst wurde »The Marvellous Land of Snergs« bereits 1927 von dem Weltenbummler E. A. Wyke-Smith, der mit diesem, seinem letzten Buch J. R. R. Tolkien zu seinem »Kleinen Hobbit« inspirierte. Einen solchen Text zu modernisieren, dafür braucht es Mut – und so kann man Vanessa Cossanteli nur danken, dass sie es gewagt hat und den alten Stoff nicht nur ins Heute geholt, sondern sich auch ein paar erzählerische Freiheiten erlaubt hat. Ein kleines Glanzstück dieses Kinderbuch-Herbstes; geeignet für alle Kinder, die schon selbst auf Leseabenteuer gehen können, aber auch als Vorlesegeschichte für die ganze Familie.

 

Die Redakteurin Katrin Hörnlein ist seit über zwölf Jahren bei der ZEIT und ist bei uns die Expertin für Kinder- und Jugendliteratur. In dieser Funktion hat sie für uns schon den einen oder anderen (Buch-)Schatz gehoben. Sie ist Herausgeberin des ZEIT LEO-Magazins und redaktionell für die jungen Seiten bei uns im Blatt verantwortlich. Sie sitzt in der Jury des LUCHS-Preises für Kinder- und Jugendliteratur, den die ZEIT jeden Monat zusammen mit Radio Bremen vergibt.

 

Im kleinen wilden Schnergenland

Von Edward Wyke-Smith, Veronica Cossanteli, Paddy Donnelly und Uwe-Michael Gutzschhahn (2021)

Veronica Cossanteli arbeitet als Lehrerin an einer Grundschule in Southampton, wo sie mit ihrer Familie lebt, zu der auch drei Katzen, zwei Schlangen, ein Meerschweinchen und zahlreiche Reptilien gehören. Schreiben war schon immer ihr liebstes Hobby, aber erst die Abenteuerbücher ihres Sohnes inspirierten sie dazu, spannende Geschichten für Kinder zu schreiben. »Im kleinen wilden Schnergenland« hat sie nach einem Roman von E. A. Wyke-Smith neu erzählt. Das Buch eignet sich für Kinder ab 6 Jahren. Die Bilder darin sind von Paddy Donelly. Aus dem Englischen übersetzt wurde es von Uwe-Michael Gutzschhahn.

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