© privat

Die Schauspielerin Leonie Benesch über den Comic »Ich fühl’s nicht« von Liv Strömquist:

»Nach der Lektüre habe ich eigentlich immer das Gefühl, der Welt ein wenig wohlgesonnener zu sein.«

 

Manchmal habe ich Phasen, in denen es mir sehr schwer­fällt, ein Buch in die Hand zu nehmen. Ein bisschen so, wie wenn man länger keinen Sport gemacht hat und weiß, dass es einem eigent­lich besser geht, wenn man es tut, man aber nicht wieder an­fan­gen will.

Aus solchen Nicht­lese­phasen komme ich meis­tens heraus, indem ich mir einen Comic von Liv Strömquist schnappe. Allen voran hat »Ich fühl’s nicht« für mich einen be­son­de­ren Stellen­wert. Frau Strömquist, die schwedische Zeich­ne­rin, setzt sich hier mit der Frage nach der ro­man­tischen Liebe in unserer spät­ka­pi­ta­lis­ti­schen Gesell­schaft aus­ein­an­der, und es ist alles ganz wunder­bar lustig und informativ, mich berührt es auch sehr. Sie geht der Frage nach, ob wir ver­lernen, uns zu ver­lieben, weil wir uns haupt­säch­lich mit uns selbst aus­ein­an­der­set­zen und nicht mehr wissen, wie man sich in etwas Un­be­kanntes fallen lässt, dem »Anderen« begegnet. Und weil wir in unserem Op­ti­mie­rungs- und Jugend­wahn alles ver­suchen, dem Tod nicht aus­ge­setzt zu sein, ver­ändert sich dadurch unser Ver­hält­nis zum Ende. Etwas be­en­den zu können be­deutet dem­nach, ein besseres Ver­ständ­nis und eine Wert­schät­zung für das An­dau­ern­de zu haben.

Es ist alles ganz toll und, wie gesagt, sehr lustig. Die Zeich­nun­gen ge­fallen mir auch sehr, und nach der Lektüre habe ich eigentlich immer das Gefühl, der Welt ein wenig wohl­ge­son­ne­ner zu sein. An­sons­ten lese ich und las ich kürz­lich »Candy House« von Jennifer Egan, »The Heart’s Invisible Furies« von John Boyne, »The Right to Sex« von Amia Srinivasan.

2023 ist ihr Jahr: Im Februar wurde Leonie Benesch, Jahrgang 1991, als »European Shooting Star« aus­ge­zeich­net. Bei der dies­jährigen Berlinale war sie gleich zwei­mal zu sehen: Bei der Premiere der internationalen Serien­produktion »Der Schwarm« und in »Das Lehrerzimmer«. Als Carla Nowak spielt sie eine Lehrerin, die immer nur das Beste will, und gewann damit den Deutschen Film­preis in der Kategorie Beste weib­liche Haupt­rolle. Die Leiden­schaft fürs Spielen packte Leonie Benesch bereits in Michael Hanekes Drama »Das Weiße Band – eine deutsche Kinder­geschichte« (2009), da war sie 17 Jahre alt. Drei Jahre lang ließ sie sich in London als Schau­spielerin aus­bilden, »eine der besten Ent­schei­dun­gen meines Lebens«, wie sie sagt. Ihr aus­drucks­starkes Gesicht fiel auch in den ersten drei Staffeln der Serie »Babylon Berlin« auf, und Fans der britischen Netflix-Serie »The Crown« entdeckten sie in der Rolle der Schwester von Prinz Philip, Prinzessin Cecilia.

 

Ich fühl’s nicht

von Liv Strömquist (2020)

Liv Strömquist, Jahrgang 1978, lebt im schwedischen Malmö. Seit sie fünf Jahre alt ist, zeichnet sie Comics. Ihr Buch »Ich fühl’s nicht« ist bereits das vierte ihrer Werke, das ins Deutsche über­setzt wurde. Darin analysiert und hinterfragt die schwedische Zeichnerin die Liebe im Zeitalter des Spät­ka­pi­ta­lis­mus. In Form von Comics er­zählt Liv Strömquist in »Ich fühl’s nicht« Anek­doten berühmter Menschen, zitiert Philosophen, Soziologen und Psychologen.
Im ZEIT Campus-Interview mit Nadja Schlüter erläutert sie, warum wir ver­lernt haben, richtig zu lieben, und ob sie selbst über­haupt noch an die Liebe glaubt. Das vollständige Interview lesen Sie hier →
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