Der Moderator und Autor Marco Schreyl über den Roman »Unschuld« von Tarkis Würger:
»Diese Geschichte zeigt, wie wertvoll es ist, wenn sich in einer Familie jeder für jeden einsetzt und auch verantwortlich fühlt.«
Diese Geschichte hat mich bewegt, beeindruckt und eiskalt erwischt. Mehr möchte ich zum Roman »Unschuld« von Takis Würger fast nicht sagen.
Die Geschichte von Molly Carver, die von ihrem Vater etwas in ihren Lebensrucksack bekommen hat, das sie zerstören könnte, war mir plötzlich sehr nah. Das Buch beschäftigt mich sehr, weil es große Parallelen zu meinem eigenen Leben aufzeigt.
Wie ist das Buch zu Ihnen gekommen?
Das Buch habe ich mir gekauft. In einer Bahnhofsbuchhandlung in Berlin. Als ich viereinhalb Stunden später zu Hause in Köln ankam, hatte ich wohl kein einziges Mal aus dem Zugfenster gesehen und war am Ende des Romans angekommen. So spannend war das Buch.
Wen würden Sie vor dem Buch warnen?
Vor diesem Buch muss ich niemanden warnen. Ich würde es sogar jedem empfehlen. Vor allem Menschen, die vielleicht gerade mit der Familie im Clinch liegen. Diese Geschichte zeigt, wie wertvoll es ist, wenn sich in einer Familie jeder für jeden einsetzt und auch verantwortlich fühlt.
Was bleibt nach dem Lesen?
Nach dem Lesen war ich ziemlich platt und habe mir Gedanken über mein eigenes Leben gemacht.
Beim Lesen wurde mir klar, dass wir manche Dinge in unserem Leben nicht bestimmen und verändern können, dass wir aber sehr wohl in der Hand haben, jede noch so gemeine Situation selbst zu bewerten und zu entscheiden, wie wir mit den Gegebenheiten umgehen. Und dass wir uns an mancher Stelle nur auf unser eigenes Gefühl verlassen sollten.
Wo und was lesen Sie sonst so?
Ich lese grundsätzlich nicht im Bett, aber sehr gern faulenzend auf dem Sofa, auf einer Liege in der Sonne. Generell lese ich viel zu selten Bücher und Zeitschriften nur für mich. Meist sind es Texte, die ich für meine Arbeit brauche, um mich auf Interviews vorzubereiten.
Wenn ich aber ausgeruht und entspannt und ohne Zeitdruck bin, dann lese ich gern mal Dinge in einer Tageszeitung, die ich sonst, weil sie dienstlich nicht relevant sind, überspringe. Oder lebensnahe Romane. Geschichten, die sich um Menschen drehen, die meine Nachbarn sein könnten, und ich mag Biografien.
Marco Schreyl ist TV- und Radiomoderator. Unter anderen bei RTL, WDR 2 und Deutschlandfunk Kultur. Heute erscheint sein erstes Buch »Alles gut? Das meiste schon!«. Darin erinnert Schreyl sich an eine Zeit, in der überhaupt nicht alles gut war, in der ihn die Sorge um seine kranke Mutter fast erdrückte, ihm aber nichts anderes übrig blieb, als trotzdem zu funktionieren und in die Kamera zu lächeln. Was die Diagnose Chorea Huntington, eine erbliche Erkrankung des Gehirns, für seine Mutter, aber auch ihn als nächsten Angehörigen bedeutet hat und wie er sich nach dem Tod der Mutter mit der Familiengeschichte auseinandergesetzt hat, beschreibt der Moderator, über den man sonst sehr wenig Privates weiß, sehr nachdrücklich.