Fotografin und Schauspielerin Margarita Broich über »Ein wenig Leben« von Hanya Yanagihara:
»Die Sprache dieses Buches zieht einen tief in die Geschichte von vier Menschen hinein. Sie sind mir vertraut geworden, und ich bin ihnen gern gefolgt.«
Welches Buch hat Sie kürzlich richtig begeistert?
»Ein wenig Leben« von Hanya Yanagihara, der New Yorker Autorin. Hier geht es um ganz viel Leben! Die Sprache dieses Buches zieht einen tief in die Geschichte von vier Menschen hinein. Sie sind mir vertraut geworden, und ich bin ihnen gern gefolgt.
Halten Sie das Buch gerade jetzt für aktuell?
Ja, sehr! »Ein wenig Leben« handelt nicht nur von der Freundschaft zwischen diesen Menschen, sondern ganz wesentlich auch von den grausamen Folgen sexuellen Missbrauchs, den einer der vier Freunde erleidet.
Die Gewalterfahrung hat lebenslange Folgen. Mir ist erst in den vergangenen Jahren bewusst geworden, wie viele Menschen auch in unserem Land hiervon betroffen sind.
Wem würden Sie diese Lektüre eher nicht empfehlen?
Zu sanften Seelen. Dennoch: Eigentlich sollte es jeder lesen.
… und was lesen Sie sonst so?
Drehbücher und Kochrezepte! Und zurzeit »Tschudi« von Mariam Kühsel-Hussaini. Die deutsch-afghanische Autorin schildert das Leben von Hugo von Tschudi, der als Direktor der Berliner Nationalgalerie um 1900 als Erster in großem Umfang Werke der französischen Impressionisten kauft, was ihm die Feindschaft des Kaisers und des konservativen Establishments einträgt. Heute sind wir dankbar dafür.
Viele Jahre spielte Margarita Broich an großen deutschen Bühnen, und auch jetzt noch ist sie immer wieder am Berliner Ensemble zu sehen, wo sie in Heiner Müllers Inszenierung von »Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui« auftritt. Das Fernsehpublikum schätzt sie unter anderem als Frankfurter »Tatort«-Kommissarin Anna Janneke.