Die Holocaust-Überlebende Margot Friedländer über »Flucht. Eine Menschheitsgeschichte« von Andreas Kossert:
»Flüchtlinge und wie wir mit ihnen umgehen geht uns auch heute alle an, weshalb wir nicht wegschauen dürfen.«
Sehr gern möchte ich das Buch von Andreas Kossert »Flucht. Eine Menschheitsgeschichte« empfehlen, das mich sehr bewegt hat. Andreas Kossert ist ein guter Freund von mir, wir haben oft über sein Buch gesprochen, als er noch daran schrieb. Es ist leider immer noch ein so wichtiges Thema, auch aktuell, fast überall auf der Welt. Was das bedeutet, zu fliehen und die Heimat zu verlieren, zeigt er anhand von persönlichen Geschichten, eine wirkliche Menschheitsgeschichte. Flüchtlinge und wie wir mit ihnen umgehen, das Thema geht uns auch heute alle an, weshalb wir nicht wegschauen dürfen. Deshalb möchte ich dieses Buch ganz besonders empfehlen.
Es ist erst ein paar Wochen her, dass Berlin den 100. Geburtstag seiner Ehrenbürgerin Margot Friedländer feierte. »Für 100 Jahre geht’s mir eigentlich gut«, sagte sie damals im Gespräch mit dem ZEITmagazin. »Aber wie fühlt man sich mit 100? Das weiß ich auch nicht genau. Ich fühle mich jedenfalls nicht wie 100.« Ihre Zeitrechnung, erzählte sie dann, sei eine ganz andere: »Das ist mein viertes Leben.« Drei frühere lagen davor: Die Kindheit, eine zu kurze Jugend und Amerika.
Margot Friedländer, am 5. November 1921 in Berlin geboren, hat sich als junge Frau jahrelang vor den Nazis verstecken müssen und überlebte den Holocaust schließlich im KZ Theresienstadt. Ihre Eltern und ihr Bruder überlebten ihn nicht. Nach dem Krieg verließ sie mit ihrem Mann Deutschland und lebte 64 Jahre lang in den USA. Wer könnte daher genauer spüren, was es heißt, auf der Flucht zu sein? Sie hat ein Buch geschrieben, Lesungen abgehalten, mit jungen Menschen über das gesprochen, was ihr geschehen ist – um ihnen zu vermitteln: »Bleibt vorsichtig, achtet darauf, dass so etwas nie wieder passiert. Und zwar nicht für mich, sondern für euch.«