Die EU-Vizekommissionspräsidentin Margrethe Vestager empfiehlt den Roman »The Vegetarian« von Han Kang:
»Das Thema dieses Romans ist ein typisches Phänomen unserer Zeit, das macht es so aufschlussreich.«
Das interessanteste Buch, das ich im Jahr 2020 gelesen habe, heißt »The Vegetarian«, ein Roman der südkoreanischen Schriftstellerin Han Kang. Er spielt in Südkorea, einer Gesellschaft, die ich nicht besonders gut kenne. Die Hauptfigur Yeong-hye, eine in Seoul lebende Grafikerin, ist Vegetarierin und leidet unter einer Essstörung. Interessant ist das Buch vor allem, weil es sehr präzise Rollenmuster und Familienstrukturen beschreibt. Inspirierend finde ich auch, dass das Buch reflektiert, wie sich unsere Essgewohnheiten gerade entwickeln, vom Fleischkonsum entfernen und »grüner« werden. Auch in meiner Familie leben Vegetarier, daher musste ich lernen, Gemüse als Hauptbestandteil einer Mahlzeit einzusetzen, das war neu und interessant.
Das Thema dieses Romans ist ein typisches Phänomen unserer Zeit, das macht es so aufschlussreich. Ich lese sehr gern Romane – mich inspirieren sie, weil ich darin etwas lerne über die Natur des Menschen und sein Handeln. Jetzt gerade habe ich mir wieder einmal den Essay »Ein Zimmer für mich allein« der britischen Autorin Virginia Woolf vorgenommen, und das ist gerade in diesen Corona-Zeiten von überraschender Aktualität.
Die dänische Politikerin Margrethe Vestager, Jahrgang 1968, ist EU-Kommissarin für Wettbewerb und Digitales. Einen Namen hat sie sich vor allem gemacht, weil sie Verstöße gegen das EU-Kartellrecht aufdeckte und Tech-Riesen wie Google wegen Marktmissbrauchs anklagte. Außerdem engagiert sie sich gegen die Steuerpraktiken einiger EU-Mitgliedstaaten. Im Dezember 2020 wurde Vestager mit dem Marion-Dönhoff-Preis ausgezeichnet.