ZEIT-Redakteur Matthias Krupa über den Roman »Die Fremde« von Stefan Hertmans:
»Es ist die Welt des ausgehenden 11. Jahrhunderts, aber weder ist ›Die Fremde‹ ein herkömmlicher historischer Roman, noch hat der Autor die Geschichte frei erfunden.«
Hertmans lebt in Monieux, einem kleinen Dorf in Südfrankreich, dort hatten Kreuzritter im Mittelalter ein fürchterliches Pogrom begangen. So beginnt die Recherche, die ihn auf die Spur einer jungen Frau führt, die damals, vor fast tausend Jahren, als Fremde nach Monieux gekommen war. Oder gekommen sein könnte. Hertmans‘ Suche und die Geschichte, die er findet, fließen in dem Roman ineinander. Sein Weg führt von Rouen nach Kairo, vom 21. ins 11. Jahrhundert und immer wieder zurück. Mich faszinieren Bücher, die die Genres verrätseln, fiction und faction verbinden. Aber ich verstehe, dass es Menschen gibt, die solche Mischformen anstrengend finden. Für sie ist »Die Fremde« eher nicht das richtige Buch. Allen anderen kann ich es sehr empfehlen.
Unser Kollege, der ZEIT-Korrespondent Matthias Krupa, hat Literatur studiert und Politik gelernt, erst Radio gemacht, dann Fernsehen, jetzt Zeitung. Warum? Weil er findet, dass man mit Worten mehr erklären kann als mit Bildern. Matthias ist Europaexperte bei der ZEIT. Er hat lange aus Brüssel über die EU berichtet, mittlerweile lebt er als Korrespondent in Frankreich. Gut für die Frankreich-Berichterstattung, schade für uns in Hamburg, die wir die Gespräche mit ihm auf den Fluren über Bücher, das Bergsteigen, Viktor Orbán oder die besten Bars in Brüssel so vermissen. Besonders lesenswert auch sein Abschiedsbericht aus der EU-Hauptstadt.