Die Schauspielerin Mersiha Husagic über den Roman »Die Aufdrängung« von Ariane Koch:

 

»Absurd, rätselhaft, traumhaft«

 

 

Wie sind Sie auf das Buch gekommen?  

 

Auf Empfehlung eines Freundes, der mich gut kennt.

 

Was macht das Buch für Sie gerade jetzt aktuell?

 

Ich habe es vor zwei Jahren gelesen, aber für mich hat es Qualitäten eines zeit­losen Klassikers, weil es um mensch­liche, wieder­kehrende Themen wie Ent­frem­dung und Ein­sam­keit geht.

 

Wen würden Sie vor dem Buch warnen und warum?  

 

Weder das Buch noch die Erzählerin wollen gefallen, aber genau diese Ehr­lich­keit gefällt mir an diesem Buch. Es ist sprung­haft, frag­ment­ar­tig und folgt keiner klas­si­schen Erzähl­struktur – jemand der so was sucht, für den ist dieses Buch nichts.

 

Was bleibt nach dem Lesen?  

 

Eine be­fremd­liche, ein­dring­liche Melancholie. (Frz. Une étrange mélancolie penetrante.) »Der Lift fährt vertikal nach unten, dieselbe Richtung, in welcher die Traurig­keit in mich hinein­fährt.« und »Wenn das Haus zu brennen an­fan­gen würde, so nähme ich zwar nichts mit, würde es aber auch nicht ver­lassen.« Zwei Zitate, die zurück­bleiben.

 

Haben Sie beim Lesen des Buches etwas Neues (über sich) gelernt?

 

Vielleicht eine neue Pers­pek­ti­ve auf zwischen­mensch­liche Beziehungen.

 

Wenn Sie mit einem Charakter aus dem Buch tauschen könnten, welcher wäre das und warum?

 

Ich würde mit der Erzählerin tauschen. Ihre Wort­spiele und Ge­dan­ken­gänge gehen in Re­so­nanz mit mir, manch­mal fast so sehr, als wären es meine eigenen Ge­dan­ken. Sie er­ge­ben für mich stimmige Frag­men­te eines Bildes oder eines Gefühls, welches schwer in Worte zu fassen ist. Und vielleicht würde ich, so wie die Er­zäh­le­rin, auch gerne mal in einer Klein­stadt am Fuße eines drei­eckigen Berges wohnen und einen Gast in meinem zu großen Haus auf­nehmen.

 

Wo lesen Sie am liebsten und warum?

 

Im Café und im Zug. Beim Lesen schaue ich gerne hin und wieder auf, um zu sehen, was um mich rum passiert, um dann wieder ab­zu­tauchen.

 

Und was lesen Sie sonst so?

 

Juli Zeh, Sylvia Plath, Hermann Hesse, Joachim Meyerhoff, Saša Stanišić und aktuell fran­zö­sisch­sprachige Bücher von Agota Kristof oder »Le journal de Zlata«. Hinzu kommen Sach­bücher über Philo­sophie, Psycho­lo­gie und Spi­ri­tuali­tät.

 

Die bosnisch-deutsche Schau­spielerin Mersiha Husagic floh 1992 im Kindes­alter mit ihren Eltern nach Deutschland. Nach ihrem Abitur absolvierte sie eine Schau­spiel­aus­bildung an der Schule für Schau­spiel Hamburg. Husagic ist bekannt aus vielen Fernseh­pro­duk­tio­nen wie zum Beispiel der Kinder- und Jugend­serie »Die Pfeffer­körner« oder Folgen des »Tatort«. Am Sonntag, den 01. Oktober 2023, spielt sie die Haupt­rolle in der 100. Folge von »Inga Lindström« im ZDF.
 

Die Aufdrängung

von Ariane Koch (2021)

Eine junge Frau fristet ihr Dasein in einem zu großen Haus in einer zu kleinen Stadt neben einem drei­eckigen Berg. Als dort ein Gast auf­taucht, nimmt sie ihn kurzer­hand bei sich auf. Der Gast ist der Frau so viel­ver­spre­chend neu wie fremd und wird Opfer ihrer Macht­fan­ta­sien. Bis er den Fän­gen der zu­nehmend ob­ses­si­ven Haus­herrin ent­kommt und sie selbst, wieder allein, eine lang ersehnte Reise an­tritt und selbst zur Gästin wird.
Ariane Koch wurde in Basel ge­boren und stu­dier­te Bildende Kunst und Inter­dis­zi­pli­na­ri­tät. »Die Aufdrängung« ist ihr Debüt­roman, dem Nicole Seifert in ihrer Rezension für ZEIT ONLINE das Zeug zum modernen Klassiker zu­schreibt. Zur Rezension →

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