Eine der bekanntesten Sommelièren Deutschlands, Natalie Lumpp, über »Veuve Cliquot« von Tilar J. Mazzeo:

»Eine wunderbar unterhaltsam geschriebene Biografie. Von der positiven Energie und Kraft dieser Frau können wir uns heute noch etwas abschauen«

Welches Buch hat Sie kürzlich begeistert?
Mit großem Vergnügen vertiefe ich mich immer wieder gern in die Biografie »Veuve Cliquot – Die Geschichte des Champagner-Imperiums und der Frau, die es regierte«, geschrieben von Tilar J. Mazzeo (dtv). Den Champagner mit dem berühmten orangefarbenen Etikett und der Unterschrift dieser Witwe kennt jeder – aber ihre eigene Geschichte kaum. Barbe-Nicole Cliquot (1777–1866) gehörte zu den erfolgreichsten und eindrucksvollsten Frauen des 19. Jahrhunderts. Als ihr Ehemann François starb, übernahm sie mit 27 Jahren sein kleines Unternehmen, das 100.000 Flaschen im Jahr absetzte. Am Ende ihres Lebens war daraus ein Champagner-Imperium geworden, das 750.000 Flaschen im Jahr unter das Volk brachte. Bedeutende Erfindungen gingen auf Barbe-Nicole zurück, so etwa der Rosé-Champagner. Vor allem aber entdeckte ihr Kellermeister das Rüttelpult und somit das heute noch gültige Verfahren, mit dem die Flaschen bewegt werden, damit sich aus trübem Schaumwein die Hefe absetzt und jener fein perlende Champagner entsteht, den wir so lieben. Hartnäckig begann Barbe-Nicole, ihre Produkte im Ausland, vor allem in Russland, zu vermarkten und zum Symbol des französischen Savoir-vivre zu machen. Für eine Unternehmerin ein schwieriges Unterfangen, in einer Zeit großer Krisen und Umbrüche: Die Napoleonischen Kriege erschwerten den internationalen Zahlungsverkehr – aber clever umging die kleine, rundliche Witwe mit dem Gespür fürs Geschäftliche sämtliche Handelsbeschränkungen. Eine wunderbar unterhaltsam geschriebene Biografie. Von der positiven Energie und Kraft dieser Frau können wir uns heute noch etwas abschauen.

Wen würden Sie vor dem Buch warnen?
Wer vor allem Krimis liest oder seichte Unterhaltung, für den passt dieses Buch nicht recht. In Mazzeos Erzählung wird dem Leser en passant dagegen richtig viel Historie vermittelt.

Und was lesen Sie sonst so?
Zum Entspannen lese ich gerade »Die Fotografin«, eine Saga von Petra Durst-Benning, und zur Motivation »Ikigai – Die japanische Lebenskunst« von Ken Mogi.

Sie zählt zu den bekanntesten Sommelièren Deutschlands. Natalie Lumpp hat viele Jahre als Chef de Rang in erstklassigen Restaurants gearbeitet, bis sie ihr eigenes Unternehmen »Wein erleben« gründete. Als Weintesterin ist sie für den Gault&Millau tätig, schreibt Bücher (zuletzt »Weinland Baden-Württemberg«, 2020) und organisiert Wein-Seminare, inzwischen gern auch online.

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