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Der Sänger Peter Maffay über das Wirtschaftsbuch »Weltordnung im Wandel. Vom Aufstieg und Fall von Nationen« von Ray Dalio:

»Man muss sich konzentrieren, aber es ist verständlich geschrieben und nicht schwer zu lesen.«

 

Sie müssen wissen, dass ich ein schlechter Bücherleser bin. Zwar liebe ich Bücher, sie liegen hier überall herum, aber oft ungelesen. Denn wenn ich über eine Gitarre stolpere, greife ich lieber zum Instrument. Gelegentlich klappt es mit dem Lesen aber doch.
Jetzt lese ich »Welt­ordnung im Wandel« von Ray Dalio, ein hoch­interessantes Buch, das mir ein Freund empfohlen hat. Der amerikanische Unternehmer und Ökonom beschreibt darin den Auf- und Abstieg von Gesellschaften – und stellt das in Zyklen dar. Er greift in die Vergangenheit, beschreibt große Imperien wie die Niederlande oder Großbritannien und zieht Vergleiche bis in die Neu­zeit. Interessant ist das auch vor der Entwicklung der letzten zwanzig Jahre – auch für jemanden wie mich, der ich kein Wirtschafts­fachmann bin. Man muss sich konzentrieren, aber es ist verständlich geschrieben und nicht schwer zu lesen.

Wir erleben ja im Augen­blick, wie sich die Schwerpunkte der Welt total verschieben. China hat in wenigen Jahr­zehnten enorm auf­geholt und ist dabei, zur führenden Welt­macht zu werden, unter anderem, weil unsere westlichen Gesellschaften Schwierigkeiten haben, ihre Position zu halten.
Wie man in den Medien lesen kann, hinken wir hinterher, ohne Ende, beispiels­weise auch, was den arabischen Raum betrifft, der schon wegen seiner Ressourcen eine besondere Rolle spielt. Durch technischen Fortschritt allein ist das nicht ohne Weiteres auf­zuholen, weil auch da andere die Mess­latte mitbestimmen.

Warum interessiert mich das? Weil sich aus dieser Auf-und-ab-Bewegung eine politische Dimension ergibt. Ab wann ist ein Staat anfällig? Ab wann setzen sich autokratische Strukturen durch? Wann ist die Spaltung der Gesellschaft so weit fort­geschritten, dass es gefährlich wird? Vor zwanzig Jahren hatten wir diesen Punkt noch nicht erreicht – aber zwanzig Jahre sind historisch gesehen sehr kurz, gar nichts in der generellen Entwicklung, das müsste uns zu denken geben. Tut es ja auch, wenn wir zum Beispiel die Abhängigkeit vom Faktor Energie sehen. Der Vorsprung, den wir mal hatten, ist nicht mehr groß, andere haben enorm aufgeholt.

Das hat gesellschaftliche Folgen, und zwar erhebliche. Brasilien zum Beispiel war vor wenigen Jahren ein auf­strebender Staat, jetzt gibt es eine tiefe Spaltung innerhalb des Landes, man erkennt Parallelen zu der nord­amerikanischen Gesellschaft. Ähnliches haben wir in Deutschland in den Zwanziger-, Dreißigerjahren des vorigen Jahrhunderts auch erlebt. Die geo­politischen Zusammen­hänge haben direkte Auswirkungen auf unsere Perspektiven.

Was ich sonst so lese? Noten oder Partituren jedenfalls nicht. Aber die Zeit­schrift Rolling Stone – ja, die liegt immer hier, die lese ich schon. Außerdem lese ich fast jeden Morgen ein Gedicht von Heinz Erhardt, es gibt viel mehr Gedichte von ihm, als mir bekannt war! Als Jugendlicher habe ich Heinz Erhardt noch gesehen. Der Humor und die Weisheit, die sich hinter seinen Bildern und Verball­hornungen verbergen, das verletzt niemanden, ist aber trotzdem klug und hintersinnig. Wobei: Der Spagat zwischen Ray Dalio und Heinz Erhardt ist natürlich groß, das gebe ich zu.

Nein, Peter Maffay muss hier wirklich nicht mehr vorgestellt werden. Nur sollte daran erinnert werden, dass der Sänger, Gitarrist, Komponist und Musik­produzent mit 21 Nummer-eins-Alben unerreicht erfolgreich ist. Bekannt wurde er mit Schlagern, seit Langem spielt er mit seiner Band hauptsächlich Rock ‘n‘ Roll und Country. Für die von ihm mit­erfundene Märchen­figur Tabaluga hat er inzwischen sieben Alben verfasst. Die Peter-Maffay-Stiftung setzt sich für kranke und traumatisierte Kinder in Deutschland, Spanien und Rumänien ein. Für sein viel­seitiges soziales Engagement wurde ihm unter anderem das Bundes­verdienst­kreuz verliehen. Im Juni startet seine Open-Air-Tournee 2023.

 

Weltordnung im Wandel

von Ray Dalio (2022)

Ray Dalio ist Gründer und war knapp 50 Jahre Chef von Bridgewater, dem weltweit größten Hedge­fonds. Der US-amerikanische Unternehmer gehört zu den reichsten Menschen der Welt. Vor einigen Jahren bemerkte er beunruhigende politische und wirtschaftliche Entwicklungen, wie er ihnen in seiner langjährigen Karriere noch nie zuvor begegnet war. Auf der Suche nach einer Erklärung entdeckte Dalio, dass solche Kombinationen von Bedingungen charakteristisch für Perioden des Übergangs sind, in denen sich Reichtum und Macht verschieben und sich die Welt­ordnung neu gestaltet.
In »Weltordnung im Wandel«, übersetzt von Petra Pyker, werden die turbulentesten wirtschaftlichen und politischen Phasen der Geschichte analysiert, um zu zeigen, warum die vor uns liegenden Zeiten sich radikal von denen unterscheiden werden, die wir bisher erlebt haben.

 

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