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Der Autor Peter Wittkamp über die Fabel »Fuchs 8« von George Saunders:

»Neben der Lektüre einer sehr ergreifenden Fabel hat man das schöne Gefühl, endlich mal wieder ganz locker ein Buch geschafft zu haben.«

 

Begeistert hat mich kürzlich tatsächlich »Fuchs 8« von George Saunders. Ein Buch über einen Fuchs, genauer, Fuchs Nummer acht, der seine Geschichte erzählt. Das Besondere an diesem Buch: Es ist so geschrieben, wie ein Fuchs sprechen würde, wenn er die Sprache der Menschen am Rande mitbekommen hätte. Kleiner Auszug: »Also bin ich jede Nacht zurükk gekomm und hab mich an die Fenster gesezz und zu lern versucht. Mit der Zeit sind so vile Wörter durch meine Orn und in mein Kopf gekomm, das ich wenn ich aufpaste zimlich gut Mänschisch versteen konnte wenn ich es hörte.« 

Großartig übersetzt übrigens von Frank Heibert.
Ob es gerade aktuell ist? Es geht in dem Buch viel darum, welches Leid Menschen zufügen können. Ich denke, es ist hochaktuell.
Neben der Lektüre einer sehr ergreifenden Fabel hat man das schöne Gefühl, endlich mal wieder ganz locker ein Buch geschafft zu haben. Weil es nur knapp 50 Seiten hat und in einer guten halben Stunde gelesen ist.
Darüber hinaus mochte ich den experimentellen Ansatz sehr gerne. In Kreativseminaren erwähne ich häufig, dass manchmal die »schlechteste« oder zumindest abwegigste Idee die allerbeste sein kann. Und genau das ist hier auch der Fall. Einfach mal ein Buch darüber verfassen, wie es ein Fuchs schreiben würde, der ein bisschen die Sprache der Menschen gelernt hat. Klingt verrückt, funktioniert her­vorragend.
Generell lese ich viel zu wenig, dafür, dass ich Autor bin. Dafür bin ich bei Serien meist ganz gut informiert. Ehrlicherweise ist das letzte Buch, das ich gelesen habe, wahrscheinlich »Pipikack« von Stephanie Blake. Zusammen mit meinem Sohn. Komplett irre Story. Fast dadaistisch. Aber Kinder lieben es. Ein Hase, der immer Pipikack sagt, bis der Wolf ihn frisst. Dann beginnt der Wolf plötzlich, Pipikack zu sagen. Worauf der Arzt des Wolfes, ebenfalls ein Hase, erkennt, dass der Wolf wohl seinen Sohn gegessen hat. Wie gesagt, manchmal ist die schlechteste Idee die beste. Mir selbst bestelle ich »Zehnter Dezember«. Ein Band mit verschiedenen Erzählungen. Ebenfalls von George Saunders.

Peter Wittkamp, Jahrgang 1981, ist Autor und in dieser Rolle unentbehrlicher Kopf für den Online-Auftritt von Satire-Sendungen wie die »heute-show«. Als Texter wurde er aus­gezeichnet für die legendäre Kampagne der Berliner Verkehrs­betriebe #weilwirdichlieben. Dass sein Talent für die Fallen des Lebens auch die eigene Person nicht schont, beweist sein Buch »Für mich soll es Neurosen regnen«, in dem er sich mit Zwangsstörungen auseinander­setzt. Zuvor hatte er schon einen festen Kreis von Fans erobert mit dem Titel »Ich bin rundum zufrieden: Dinge, die Deutsche nicht sagen«. Im September erscheint »Der Desinformator. 125.000 Verschwörungs­theorien zum Selbermachen«.

 

Fuchs 8

von George Saunders (2019)

Der US-amerikanische Schriftsteller George Saunders erzählt in »Fuchs 8« aus der Perspektive eines Fuchses. In der Form eines Briefes wendet sich der Fuchs an die Menschheit, die für die Zerstörung seines Lebensraums verantwortlich ist. Von Klimakatastrophen über Tod bis zur politischen Verantwortung werden die ernsten Themen der Gegenwart besprochen. Allerdings geschieht dies auf »Mänschisch«, der Sprache, die der Fuchs lernte, um mit den Menschen in Kontakt treten zu können. Übersetzt wird diese außergewöhnliche Art der Erzählung von dem Literaturkritiker, Autor und Übersetzer Frank Heibert.
Saunders gehört zu den renommiertesten Autoren seines Landes und gewann 2017 für seinen Roman »Lincoln im Bardo« den Man Booker Prize. Zuletzt schrieb Carmen Eller in der ZEIT eine Rezension über das kürzlich erschienene »Bei Regen in einem Teich schwimmen. Von den russischen Meistern lesen, schreiben und leben lernen«.

 

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