Der ARD-Wetterexperte Sven Plöger über »Ketzer« von Leonardo Padura:
»Ein Roman, der ›drei in einem‹ ist: Krimi, Historienroman und perfekt recherchierte kunstgeschichtliche Abhandlung.«
Kuba musste sich in den 1990er-Jahren für den Tourismus öffnen, denn mit dem Wegfall der vormaligen Handelspartner in Osteuropa brach der Außenhandel quasi zusammen. Für meine Frau und mich war das eine Chance: Endlich konnten wir dieses Fleckchen Erde besuchen, wo Ernest Hemingway einst einige seiner besten Werke schrieb.
Die Insel, die Lebensart, die Anmutung eines lebenden Museums inspiriert wohl viele Schriftsteller und so auch Leonardo Padura, der 1955 in Havanna geboren wurde und dort bis heute lebt. Romane, Erzählbände, aber auch Reportagen gehören zu seinem Werk – vielleicht kennt die eine oder der andere von Ihnen den Kriminalromanzyklus »Das Havanna-Quartett«.
Erzählen will ich hier aber von seinem Roman »Ketzer« – einem Roman, der »drei in einem« ist: Krimi, Historienroman und perfekt recherchierte kunstgeschichtliche Abhandlung. Und das verteilt über Kontinente und durch die Jahrhunderte:
Im Mai 1939 läuft das Schiff »MS St. Louis« mit über 900 jüdischen Flüchtlingen aus Hamburg kommend in Havanna ein. Trotz Visa wird den Passagieren die Einreise nach Kuba, aber auch in die USA und nach Kanada verweigert. In ihrer Verzweiflung versucht eine Familie, die seit Generationen im Besitz eines echten Rembrandts ist, den Behörden dieses Bild als Tauschobjekt gegen die Einreise anzubieten. Das Bild wird angenommen, doch die Familie betrogen – alle müssen zurück nach Nazi-Deutschland.
Aber wo kommt das Bild her? Padura führt den Leser ins Jahr 1648, in dem Elias, einer von Rembrandts Schülern, dieses Bild vom Meister persönlich erhält, als er vom Rabbinerrat wegen seiner Malerleidenschaft aus der Stadt verstoßen wird.
2007 taucht das Bild bei einer Auktion in London wieder auf, und bei dem Privatdetektiv Mario Conde in Havanna meldet sich nun ein Nachkomme der Familie, die das Bild einst besaß …
Mehr will ich jetzt aber nicht verraten von diesem so spannenden und in jeder Hinsicht vielschichtigen Buch.
Was wettermäßig ansteht, präsentiert Sven Plöger seit 1999 in der ARD ebenso seriös wie unterhaltsam. Das »Greenpeace-Magazin« nannte den Diplom-Meteorologen und Fernsehmoderator eine »Person des Vertrauens und der Beständigkeit«. Vielleicht ist das der Grund, warum man ihm auch eine hohe Glaubwürdigkeit bescheinigt, wenn er über den Klimawandel schreibt. Sein Titel »Zieht euch warm an, es wird heiß« stand viele Wochen lang auf der »Spiegel«-Bestsellerliste. Den aktuellen Forschungsstand zum Thema Erderwärmung fasste er darin so verständlich zusammen, wie man es von ihm, der immer wieder auch als Gast in Talkshows anzutreffen ist, kennt. Zusammen mit seinem Freund Christoph Waffenschmidt von World Vision hat er im vergangenen Jahr »Besser machen. Hoffnungsvolle Entwicklungen und Initiativen für eine lebenswerte Zukunft« veröffentlicht, im Mai folgt ein Buch mit dem Titel »Die Alpen – und wie sie unser Wetter beeinflussen«. Es erscheint bei Piper/Malik. Sven Plöger taucht, er hat einen Segel- und Gleitschirmflugschein, liebt das Skifahren und Mountainbiken, und wenn er bei 27 Grad minus in Lappland das Polarlicht beobachtet, vergisst er das Frieren, berichtete er kürzlich in den »99 Fragen« des ZEITmagazins.