ZEIT-Autorin Valerie Schönian über »1000 Serpentinen Angst« von Olivia Wenzel:
»Dieses Buch ist in Anbetracht so vieler Debatten um Ostdeutschland, Feminismus, Rassismus so wichtig, so notwendig und so erhellend, dass ich wünschte, jede*r in diesem Land hätte es gelesen.«
Olivia Wenzel nutzt nicht nur wunderbare Worte, sondern nutzt auch den Umstand, dass es eben eine Form braucht, in der diese auf den Buchseiten landen: Sie schreibt mal kursiv, mal in Großbuchstaben, mal dialogisch, mal in Szenen, zwingt einen oft zum Zurückblättern und zeigt einem, was Sprache kann. Ständig meldet sich die Lesestimme im eigenen Kopf, von der man nicht wusste, dass man sie hat, und ist völlig irritiert, im positiven Sinne.
Wenzel erzählt die Geschichte einer jungen schwarzen ostdeutschen Frau, die, aufgewachsen in Thüringen, selbst im engsten Familienkreis fast nur von weißen Menschen umgeben war, abgesehen von ihrem Bruder, der sich umbringt. Dieses Buch begeistert nicht nur durch die Schönheit der Sprache, es ist auch in Anbetracht so vieler Debatten um Ostdeutschland, Feminismus, Rassismus so wichtig, so notwendig und so erhellend, dass ich wünschte, jede*r in diesem Land hätte es gelesen. Und wenn schon nicht jede*r, jede*r Zweite.
Die ZEIT-Journalistin Valerie Schönian wurde dieses Jahr 30 – wie die deutsche Einheit. In ihrem Bestseller »Ostbewusstsein« fragt die gebürtige Magdeburgerin: Was ist denn der Osten heute noch für mich außer das, was meine Eltern mir erzählen?