ZEITmagazin-Redakteur und Buchautor Tillmann Prüfer empfiehlt das Kinderbuch »Der Miesepups« von Kirsten Fuchs und Cindy Schmid (Illustrationen):
»Jedes Mal liest sich diese Geschichte etwas anders.«
Was mich an den meisten Kinderbüchern stört: Sie sind so langweilig, dass es kaum Spaß macht, sie vorzulesen. Es gibt immer eine deutliche Botschaft, sympathische Helden, und am Ende ist alles gut. Obendrein hat das Kind noch gelernt, dass man nett zu seinen Mitmenschen sein soll, Geld nicht glücklich macht und es außerdem jetzt einschlafen soll. Meistens schlafe ich selbst vorher ein, weil alles so vorhersehbar ist. Ein ganz anderes Buch ist die Geschichte vom Miesepups. Es ist ein wunderschön illustriertes Bilderbuch voller wundersamer Wesen. Der Miesepups ist ein vermooster Kauz, der keinen Besuch mag. Da hat er aber die Rechnung ohne das neugierige Wundertier Kuck gemacht. Es geht um die Kraft der Liebe, gute Feen, Speiseeis und Pfandglas und alles. Wie die Geschichte ausgeht, kann man nicht wirklich wissen. Manchmal liege ich nach dem Vorlesen im Bett und überlege, wie es mit dem ungemütlichen Miesepups und den zarten Banden der Zuneigung, die er zu seinem gutmütigen Freund gesponnen hat, weitergeht. Oder ist es eine Freundin? Man kann es nicht wissen. Und jedes Mal liest sich diese Geschichte etwas anders.
Tillmann Prüfer ist Mitglied der Chefredaktion des ZEITmagazins. Von ihm ist kürzlich das Buch »Jetzt mach doch endlich mal das Ding aus!« bei Kindler erschienen, ein Best-of seiner Kolumne »Prüfers Töchter« aus dem ZEITmagazin. Als leidgeprüfter Vater von vier Töchtern hat Prüfer eine hoffnungsvolle Botschaft an alle Eltern: Es ist gar nicht so schwer, cooler zu sein als das Internet – man muss es nur wollen. Wie man das anstellt, davon erzählt er im Video-Gespräch am kommenden Donnerstag.