Schloss­park Nym­phen­burg im Wes­ten Mün­chens

Auszeit + München + Stadt + Park

© Sid Saxen on Unsplash

Im Nymphenburger Park im Westen Münchens beobachtet Heike Faller Hybrid-Gänse, berühmte Eulen und Märzenten:

 

Parkspaziergänge im Winter vermeide ich normaler­weise, mit gebeugtem Kopf und schwerem Mantel im Takt der Schritte über Gott und die Welt reden: langweilig. Jedenfalls war das so, bevor mich Thassilo Franke letzten Winter ein paarmal in den Nymphenburger Schlosspark im Westen Münchens mitnahm. Thassilo Franke ist ein wahnsinnig guter Naturerklärer und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Biotopia Lab in München. Mit ihm streife ich für meine ZEITmagazin-Naturkolumne »Da Draußen« ab und zu durch die bayerische Natur. Ein paarmal waren wir auch im Nymphenburger Park, der seither einer meiner Lieblingsorte in München ist.

Gleich am Eingang sieht man meist ein paar Hybrid-Gänse, also Gänse, die aus einer Verbindung zwischen Graugans und Kanadagans hervor­gegangen sind. Sie haben von der Kanadagans den schwarzen Hals und von der Graugans den rosa Schnabel und die rosa Füße. Eigentlich sehen sie gar nicht besonders merkwürdig aus. Dennoch finde ich, hat es etwas Gruselig-Interessantes, sie anzuschauen und dabei darüber zu reden, dass die Artengrenzen, die wir Menschen festgelegt haben, eben nicht fein säuberlich voneinander getrennt sind. Es gibt viele verschiedene Kriterien, nach denen sich Arten voneinander abgrenzen lassen, und manchmal kommt es eben sogar zu artenübergreifendem Sex.

Einen leichten Gruseleffekt haben auch die fünf Eulen, die hier im Schlosspark in knorrigen alten Bäumen leben. Die berühmteste ist Eule Kasimir, die so oft fotografiert wird, dass ihr heimatliches Astloch sogar auf Google Maps eingetragen ist. Aber es gibt noch vier weitere Eulen. Sie zu finden ist vor allem jetzt im März ein besonderer Spaß, weil die Balzsaison sich ihrem Höhepunkt nähert und die Waldkäuze abends ihre unheimlichen Schreie ausstoßen. Und dann gibt es hier noch ein Tier, das es in so ziemlich jedem Park der Nordhalbkugel gibt: die Stockente, auch Märzente genannt. Die Erpel tragen jetzt ihr leuchtendes Prachtkleid und schwimmen meist schon neben der Ente her, mit der sie diese Saison brüten werden. Es gibt circa 20 Millionen Stockenten auf der Welt, sie sind so häufig, dass wir kaum noch hinschauen, wenn wir eine sehen. Dazu passend kommt hier noch eine kleine Achtsamkeitsübung für Ihren Parkspaziergang: Stellen Sie sich vor einen Weiher mit Stockenten, und stellen Sie sich dann vor, sie seien selten. Und dann denken Sie beim Spazieren über die Frage nach, warum es so ist, dass wir das Vertraute so häufig übersehen und das Seltene immer kostbarer wirkt.

© Michael Biedowicz

Über Heike Faller:

Heike Faller kennt sich aus »da draußen«. In ihrer gleichnamigen Naturkolumne im ZEITmagazin erzählt sie daher jeden Monat neue Geschichten – vom Dating am Stockententeich, dem JoJo-Effekt der Murmeltiere und davon, wie der Bodensee immer sauberer wurde. Vielleicht kennen Sie Heike aber auch als Autorin der beiden liebevoll illustrierten Bücher »Hundert«, einem Buch für Kinder und Erwachsene gleichermaßen, zum Vorblättern und Zurück­blättern, zum Fantasieren und zum Miteinander-ins-Gespräch-Kommen, und dem Nachfolgebuch »Freunde«, das sie der Freundschaft gewidmet hat: lebenslangen Freundschaften, kurzen Freund­schaften, tiefen Freundschaften, flüchtigen Freundschaften … Reinblättern lohnt sich! 

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