Freunde der Zeit

Segeltour + Bornholm + Danzig

»Wenn ich den Kopf in den Nacken lege und weißes Tuch vor blauem Himmel sehe, dann leert sich mein Kopf. Auf einmal ist da nichts mehr, keine Zweifel, keine Sorgen. Nur das wohlige Rauschen des Wassers wie Musik in meinen Ohren.«

Ich war zehn Jahre alt, als mein Papa mich das erste Mal in einen Optimisten setzte – ein besonders kleines Boot, auf dem Kinder vorzugs­weise segeln lernen. Der Himmel war dunkel­grau, der Wind so stark, dass sich auf den Wellen erste Schaumkronen bildeten. Allein fuhr ich in der kleinen Nussschale auf den See hinaus, immer weiter, denn wie man wendete, das hatte ich vor lauter Aufregung vergessen. Zweimal legte sich das Boot so stark auf die Seite, dass das Wasser hineinlief, einmal war ich kurz davor zu kentern. Dass ich es schließlich zurück an den Steg schaffte, schien mir wie ein kleines Wun­der.

Fast 20 Jahre ist das her. Noch heute erinnere ich mich an die Angst, die mir damals in den Knochen steckte. Trotzdem kam ich in der darauffolgenden Woche wieder. Und immer wieder. Mit 15 segelte ich über den Atlantik in die Karibik, mit 18 wählte ich meine zukünftige Uni nach der Nähe zum Meer aus. Nach langen Tagen in der Bibliothek fuhr ich hinunter zum Wasser, traf meine Freunde, hisste die Segel. Ein paar Stunden Urlaub, einfach so.

Natürlich lässt sich die griechische Inselwelt nicht besser erkunden als vom Wasser aus, sicher schmeckt der Tintenfisch in Kroatien besonders gut nach einem Tag auf dem Boot. Doch eines der schönsten Segelreviere liegt gleich vor unserer Haustür: die Ostsee. Ein Klassiker ist die Däni­sche Südsee mit ihren ruhigen Häfen und lauschigen Buchten.

Wer sich aber auch ein paar längere Strecken zutraut, dem empfehle ich einen Törn nach Danzig. Auf dem Weg lässt sich nicht nur wunderbar auf Bornholm haltmachen und mit Leihrädern von Rönne aus die Insel erkunden. Ganz in der Nähe liegen auch die malerischen Erbseninseln mit der großen Festungsanlage aus dem 17. Jahrhundert, auf die später dänische Gefangene verbannt wurden. Zugegeben, bis Danzig liegen dann noch ein paar Seemeilen vor einem. Doch die alte Hansestadt entlohnt nicht nur mit ihrer Schönheit, sondern auch mit einer modernen Marina mitten im Zentrum. Dort lässt sich an Deck mit Blick auf das berühmte Krantor frühstücken – und abends nach einem Besuch der vielen Bars kann man direkt in die Koje fallen.

Wo immer Sie auch hinfahren: Segeln Sie mit Menschen, die Sie gernhaben. Denn Segeln ist nicht nur Fortbewegung, nicht nur Abenteuer, Segeln ist Gemeinschaft. Weil man zusammen Pläne schmiedet. Weil man sich braucht, für jedes Manöver. Weil der größtmögliche Abstand voneinander zwischen Bug und Heck liegt. Und weil man in langen Nächten auf See gar nicht anders kann, als sich seine Geheimnisse anzuvertrauen.

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