»1000 Serpentinen Angst« und die großen Fragen unserer Zeit

Online-Gespräch | Video

Autorin Olivia Wenzel: »Es ist ein Denkfehler, dass die Leute, die von Rassismus betroffen sind, auch bitte noch die Lösung parat haben sollen«

Olivia Wenzel macht Musik, schreibt fürs Theater und eigene Bücher. Sie ist 1985 in Weimar geboren und lebt heute in Berlin. In ihrem Debütroman »1000 Serpentinen Angst« geht es um die Geschichte einer jungen schwarzen ostdeutschen Frau, die ihren Platz in der Welt sucht und hinterfragt. Ein Buch, das mit den Themen Ostdeutschland, Heimat, Feminismus und Rassismus wie kaum ein anderes die Seele unserer Zeit spiegelt. Besonders bemerkenswert: die ganz eigene Sprache der Ich-Erzählerin, die in einen Dialog tritt, ohne dass je aufgeklärt wird, wer diese zweite fragende Instanz ist.

Neben zwei kurzen Lesepassagen aus ihrem Debütroman sprachen wir mit Olivia Wenzel über den Schreibprozess, die intensive Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte, über die Macht von Bildern, die Hassliebe zum Thüringer Dialekt und über die großen Themen ihres Buchs. »Es ist ein Denkfehler, dass die Leute, die von Rassismus betroffen sind, auch bitte noch die Lösung parat haben sollen«, so Wenzel. Gegen Rassismus vorzugehen sei eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe und es reiche nicht aus, selbst wenn ganz Deutschland ihr Buch lesen würde. »Wir müssen da ansetzen, wo die gesellschaftliche Mitte sich mitschuldig macht, indem sie Rassismus nicht sozial verurteilt, nicht ächtet.«

 

Während des Gesprächs wurden die Kurzfilme Zyklus 1 – Der Kunst-Kraken kommt sowie The Blaze – Territory gezeigt.

Unsere Gäste schrieben im Nachgang des Abends:

  • Tolles Format. Tolles Angebot. Noch nie so direkten Kontakt zu Autoren und deren Gedanken zum eigenen Werk erhalten.
  • Herzlichen Dank für die Möglichkeit online an diesem Angebot teilnehmen zu können. Das Buch werde ich jetzt bestimmt mit einem anderen Verständnis lesen.
  • Das war sehr interessant! Besonders spannend fand ich auch die Einblicke in Ihre Schreibwerkstatt bzw. den Schreibprozess.
  • Ich habe große Lust, das Buch gleich ein zweites Mal zu lesen, mit dem neu gewonnenen Wissen.
  • Dies war meine erste digitale Buchlesung und sie macht Lust auf das Buch und nächste Gespräche…Ihr Drei habt einen tollen Job gemacht – sehr unaufgeregt und sympathisch agiert.
  • Das war nach langem mal wieder eine sehr gelungene kulturelle Veranstaltung, die tief berührt. Durch die tolle Autorin, die klasse Moderation und nicht zuletzt: die Videos
  • Ich kannte weder das Buch noch die Autorin und fand es daher sehr spannend, neue Einblicke zu erhalten, denn in eine live Veranstaltung wäre ich nicht unbedingt gegangen. Gut war, dass es sehr interaktiv gehalten war, viel diskutiert wurde.