
Livestream | 6. Dezember 2020 | 11.00 Uhr
Marion-Dönhoff-Preis 2020 DIGITAL
In diesem Jahr können die Gäste die Verleihung des Marion-Dönhoff-Preises von zu Hause aus genießen, bei einem ausgiebigen Sonntagsfrühstück oder nach einem herbstlichen Adventsspaziergang – ganz nach den eigenen Vorlieben. Der Preis für internationale Verständigung und Versöhnung wird erstmalig in seiner 18-jährigen Geschichte bei einer digitalen Veranstaltung übergeben. Die Preisverleihung findet in Form von zwei Livestreams statt, in denen die Zuschauerinnen und Zuschauer die PreisträgerInnen kennenlernen.
Um 11.00 Uhr wird der Hauptpreis verliehen. Er steht ganz im Zeichen Europas, in dem Jahr, in dem um die Bedingungen des Brexits gerungen wird, in dem die EU aber auch ein beispielloses Corona-Hilfspaket auf den Weg bringt. Preisträgerin ist die Vizepräsidentin der Europäischen Kommission und EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager, weil sie sich „in Zeiten von wachsendem Populismus und Nationalismus in herausragender Weise für ein liberales und geeintes Europa“ einsetze, so der Juryvorsitzende Matthias Naß. Die Präsidentin der Europäischen Zentralbank Christine Lagarde hält die Laudatio. Anschließend spricht Ileana Grabitz, Politikchefin von ZEIT ONLINE, mit Margrethe Vestager über die Herausforderungen, vor denen Europa steht (Laudatio und Gespräch in englischer Sprache).
Um 12.00 Uhr erhält Viva con Agua de St. Pauli e. V. den Förderpreis. Die Non-Profit-Organisation macht mit ihren vielfältigen Projekten für bessere Trinkwasser- und sanitäre Grundversorgung darauf aufmerksam, dass die Versorgung mit Wasser ein Menschenrecht ist. Die Musikerin Joy Denalane hält die Laudatio. Im Mittelpunkt der Veranstaltung steht ein Gespräch mit Carolin Stüdemann, Geschäftsführender Vorstand von Viva con Agua, und Michael Fritz, Mitgründer von Viva con Agua, moderiert von Amna Franzke, Redakteurin von ZEIT CAMPUS Online.
Zum kostenlosen Livestream gelangen Sie am Sonntag, den 6. Dezember 2020, ab 11.00 Uhr auf ZEIT ONLINE und den Facebook-Seiten der ZEIT und ZEIT-Stiftung.
Datum | Sonntag, 6. Dezember 2020 |
Uhrzeit | 11.00 Uhr |
Ort | Livestream |
Die diesjährigen PreisträgerInnen und Laudatorinnen

Vizepräsidentin der Europäischen Kommission und EU-Wettbewerbskommissarin
Margrethe Vestager wurde 1968 in Kopenhagen geboren. Sie begann ihre politische Karriere bereits mit 21 Jahren als Mitglied im Exekutivkomitee der sozialliberalen Partei Radikale Venstre. 1998 wurde sie Bildungsministerin, die bis dahin jüngste Ministerin in Dänemark. Ende 2001 ging ihre Partei in die Opposition und 2007 übernahm Vestager den Fraktionsvorsitz. Die Sozialdemokratin Helle Thorning-Schmidt berief sie 2011 als Superministerin für Wirtschaft und Inneres sowie als stellvertretende Regierungschefin ins Kabinett. Gleichzeitig wurde Margrethe Vestager Parteivorsitzende der Radikale Venstre.
Im November 2014 trat Vestager das einflussreiche Amt als EU-Wettbewerbskommissarin an. Von Beginn an machte sie deutlich, dass sie konsequent gegen Marktmissbrauch und illegale Absprachen vorgehen werde. Sie positionierte sich als überzeugte Europäerin mit dem Ziel, der Europaskepsis Erfolge beim Schutz von Wettbewerbsregeln und Verbraucherrechten entgegenzusetzen.
Einen besonderen Namen machte sich Vestager beim Kampf gegen illegale Praktiken von US-Internetkonzernen. So verhängte die EU-Kommission ein Bußgeld von 110 Millionen Euro gegen Facebook, weil das Unternehmen falsche Angaben über die Zusammenführung von Nutzerdaten von Facebook und WhatsApp gemacht hatte. Besonderes Aufsehen erregte der Fall Apple: Der US-Technologiekonzern hatte am Standort Irland über Jahre hinweg viel weniger Steuern gezahlt als andere Unternehmen und wurde deshalb von den EU-Wettbewerbshütern 2016 aufgefordert, 13 Milliarden Euro Steuern plus Zinsen an den irischen Staat nachzuzahlen – eine Rekordsumme. Sowohl Apple als auch die irische Regierung erhoben Einspruch vor dem Europäischen Gerichtshof.
Die Wettbewerbskommissarin setzte sich für eine Reform des EU-Rechts ein, um Steuerschlupflöcher zu schließen, und plädierte für eine Digitalsteuer, die Unternehmensgewinne dort besteuert, wo sie anfallen, unabhängig von den Betriebsstätten. Die New York Times schrieb, Vestager sei “die vielleicht berühmteste Reguliererin der Welt (oder die berüchtigste, je nach Standpunkt).”
2019 wurde Margrethe Vestager von der neuen Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen erneut als Wettbewerbskommissarin nominiert und vom Europaparlament bestätigt. Ihr Bereich wurde um die Zuständigkeit für die digitale Entwicklung Europas erweitert. Außerdem wurde sie Vizepräsidentin der Kommission.
© Stine Heilmann
Präsidentin der Europäischen Zentralbank
Christine Lagarde wurde 1956 in Paris geboren. Neben einem Master in Handelsrecht und einem mit Schwerpunkt Wirtschaft und Finanzen an der Science Po Aix-en-Provence, machte sie auch einen Abschluss in amerikanischer Literatur an der Kunsthochschule Avignon.
Bevor Lagarde in die Politik ging, machte sie Karriere als Anwältin. Sie startete 1981 als Rechtsanwältin mit den Schwerpunkten Handelsrecht, Fusionen und Übernahmen, Kartellrecht, Arbeitsrecht und Schiedsverfahren für internationale Unternehmen, wurde 1995 geschäftsführende Partnerin im Pariser Büro der international tätigen Anwaltskanzlei Baker McKenzie und 1999 weltweite Vorstandsvorsitzende dieser Kanzlei.
2005 wurde Christine Lagarde zunächst französische Handelsministerin, dann 2007 Ministerin für Landwirtschaft und Fischerei, bevor sie im selben Jahr das Wirtschafts- und Finanzministerium in Frankreich übernahm. 2011 löste sie als erste Frau Dominique Strauss-Kahn auf dem Posten der Geschäftsführenden Direktorin des Internationalen Währungsfonds ab. Im November 2019 wurde Lagarde für eine Amtszeit von acht Jahren zur Präsidentin der Europäischen Zentralbank ernannt. Auch auf diesem Posten ist sie, nach drei Männern, die erste Frau.
© Justin Jin
Non-Profit-Organisation
Viva con Agua de Sankt Pauli e. V. wurde 2006 in Hamburg gegründet und als gemeinnützig anerkannt. Die Vision des Vereins ist „Wasser für alle – alle für Wasser”. Denn 2,2 Milliarden Menschen weltweit haben keinen gesicherten Zugang zu sauberem Trinkwasser. Davon fehlt rund 785 Millionen Menschen sogar die Basis-Versorgung mit Trinkwasser.
2010 wurde die Viva con Agua Stiftung ins Leben gerufen, um Viva con Agua langfristig abzusichern. Die Markenrechte und die daran gekoppelte Viva con Agua Kultur und Philosophie liegen bei der Stiftung. Stiftung und Verein halten gemeinsam Mehrheitsanteile an den Social Businesses Viva con Agua Wasser GmbH und an der Goldeimer gGmbH.
Von 2009 bis 2017 wurden nacheinander eigenständige eingetragene Vereine in der Schweiz, Österreich, den Niederlanden und Uganda gegründet. Seit diesem Jahr sind Kalifornien und Südafrika hinzugekommen.
Durch Spenden und Einnahmen aus den GmbHs generierten Geldern werden WASH-Projekte in immer mehr Ländern unterstützt. WASH steht für Wasser, Sanitär und Hygiene und verbessert so die Lebensumstände von vielen Menschen langfristig.
© Lea May
Musikerin
Die 47-jährige Soul- und R&B-Sängerin vereint afrikanische und angloamerikanische Musik und schafft somit besondere musikalische Arrangements.
Denalane fällt nicht nur mit Songtexten zu sozialkritischen Themen auf, sondern engagiert sich auch darüber hinaus für verschiedene Organisationen und Projekte. Ein besonderes Anliegen ist ihr außerdem die Sichtbarkeit und Gleichberechtigung von Frauen in der Musikbranche. Dafür setzt sie sich u.a. als Botschafterin der EU-geförderten „Keychange“-Kampagne ein, die 2017 u.a. durch das Reeperbahnfestival initiiert wurde: Die Kampagne investiert in den weiblichen Nachwuchs und ermutigt Festivals, bis 2022 ein 50:50 Geschlechterverhältnis der auftretenden Künstler*innen herzustellen.
Die Hingabe zur Musik und ihr soziales Engagement verbinden sie mit den diesjährigen Förderpreisträgern von Viva con Agua, die nach eigenen Aussagen „auf die universellen Sprachen Musik, Kunst und Sport setzen, um Menschen für sauberes Trinkwasser zu aktivieren und Spenden zu generieren.“ Als Künstlerin beteiligte sich Denalane bereits selbst an Aktionen von Viva con Agua: zuletzt im Mai beim #stream4water Live-Stream-Festival und bereits 2018 bei der Levi’s x Viva con Agua Waterweek Charity Auktion.
© Bennie Julian GayModeration

Ressortleiterin im Ressort Politik, Wirtschaft und Gesellschaft bei ZEIT ONLINE
© Meiko Herrmann für ZEIT ONLINE
Verantwortliche Redakteurin ZEIT CAMPUS Online
Jahrgang 1993, ausgebildet an der Deutschen Journalistenschule in München. Sie studierte in Berlin Philosophie und Musikwissenschaft und arbeitete zwei Jahre lang als Redakteurin im Gesellschaftsressort der „taz“. Seit Mai 2018 verantwortet sie ZEIT Campus ONLINE.
© Michael Heck für ZEIT ONLINE