© privat

Die Schauspielerin Anna König über den Roman »Tag für Tag« von Saskia Luka:

»Dieses Buch ist eine Ode an das Leben und eine Erinnerung daran, den Tod nicht als Unheil anzusehen.«

 

Wie bist du auf das Buch gekommen?
Beim Stöbern in der Buchhandlung. Während des 3. Lockdowns waren die Buchläden in Berlin geöffnet. Mein wöchentliches Highlight. In Kreuzberg gibt es eine große Buchhandlung, die zum Großteil Mängelexemplare verkauft. Irgendwie rühren mich diese Bücher mit ihren kleinen Fehlern und Besonderheiten, und vor allem finde ich da immer Bücher, die ich in meinen anderen toll sortierten Buchhandlungen nie gefunden hätte, so auch dieses wundervolle Buch.

Was macht das Buch für dich so spannend?
Es ist ein Generationenroman dreier Frauen. Es geht um Familie, Heimat, Tod, Trauer, Migration, Kunst, Weiterentwicklung und auch um das Wiederfinden der eigenen Identität. In einer Sprache, die mich unendlich berührt hat durch ihre Klarheit, Scharfsinnigkeit und Behutsamkeit gegenüber den eigenwilligen, starken Charakteren, aber auch der Landschaft und den Dingen gegenüber. Trotz der Wehmut und des Themas Tod, hat es mir Hoffnung und Lebenslust gegeben. In unserer Gesellschaft wird der Tod oft tabuisiert und dadurch abstrakt und angstbehaftet. Dieses Buch ist eine Ode an das Leben und eine Erinnerung daran, den Tod nicht als Unheil anzusehen.

Gibt es einen Absatz, der dir besonders in Erinnerung geblieben ist?
»Die Trauer war, als flögen alle Vögel gemeinsam auf und ließen den Platz, an dem sie vorher gesungen hatten, leer. Manchmal hörte Maria noch einen einzelnen Flügelschlag, denn oft war es dafür still genug, aber die Vögel kamen lange nicht mehr wieder.«

Was bleibt nach dem Lesen?
Ein Gefühl von Abenteuer, Neuanfang, Hoffnung und Neugier auf das, was noch kommt, mit einer schönen Prise Melancholie. Ein wenig passend zur momentanen Pandemielage. Und dass nicht nur Orte oder Menschen ein Zuhause sein können, sondern auch Kunst, Literatur, Musik, der Film. Das finde ich eine höchst beruhigende und schöne Vorstellung.

Wo liest du am liebsten und warum? Und was liest du sonst so?
Am liebsten im Bett, aber weil ich überhaupt alles gerne im Bett mache, schreiben, Text lernen, Kaffee trinken … Am schönsten finde ich es, am Abend in die Nacht hinein zu lesen, wenn alles still ist, nur das Buch, die eigenen Gedanken und das schöne Geräusch des Seitenblätterns. Gerade lese ich »Generation beleidigt. Von der Sprachpolizei zur Gedankenpolizei. Über den wachsenden Einfluss linker Identitärer. Eine Kritik« von Caroline Fourest. Ein bestimmt streitbares Buch, ich habe noch kein finales Urteil gefällt. Und »Der Ursprung der Welt« von Liv Strömquist. Ein Comic darüber, was eigentlich als weibliches Geschlechtsorgan bezeichnet wird, die gesellschaftliche Hassliebe dazu, es analysiert die historische Konstruktion der Vulva. Nicht nur spannend, sondern auch höchst lustig!

Anna König ist Schauspielerin. Man kennt sie aus diversen Kinofilmen (»Die Hannas«, »Zu weit weg«) und Fernsehproduktionen (»Polizeiruf 110«, »Dark«, »Ein Ferienhaus auf Teneriffa«). Besonders schön ist das von ihr gelesene Diogenes-Kinderhörbuch »Catherine die kleine Tänzerin« von Patrick Modiano. Und gemeinsam mit ihrem Partner hat sie auch selbst ein Buch geschrieben. In »Mampf – ein Jahr, ein Paar, ein Topf« erzählen die beiden vom Zusammenleben und zusammen kochen, von Beziehungskrisen und Küchenchaos. Wenn Sie dann auf den Geschmack gekommen sind, schauen Sie doch mal auf ihrem Blog vorbei.

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