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Der Autor Daniel Schreiber über den Roman »Zum Paradies« von Hanya Yanagihara:

»Groß, weise, aufrüttelnd, berührend, tragisch«

 

»Zum Paradies« von Hanya Yanagihara ist ein Buch, das die Lesenden verführt und ihnen zugleich den Boden unter den Füßen wegreißt. Seine drei Teile spielen in einem Haus am New Yorker Washington Square in den Jahren 1893, 1993 und 2093 und erzählen von Figuren, die einen Namen und vielleicht auch eine Geschichte teilen. Der Roman ist so spannend, dass man ein paar schlaflose Nächte einplanen sollte, und er wirft mit überraschend eindringlicher Eleganz Fragen auf, die einen ebenfalls wach halten werden: Wer erzählt unsere Geschichte? Wie können wir Hoffnung schöpfen? Gibt es Auswege aus unserer so ausweglos erscheinenden Situation? Gerade der letzte, umfangreichste Teil, der in einer von Pandemien geplagten, vom Klimawandel geprägten, autoritären Welt spielt, raubt einem den Atem: Ich habe noch nie von einer so erschreckenden, weil erschreckend realen dystopischen Zukunft gelesen. Groß, weise, aufrüttelnd, berührend, tragisch – wenn man diesen in der Übersetzung von Stephen Kleiner knapp 900 Seiten umfassenden Roman liest, ahnt man schon, dass er einen das ganze Leben lang begleiten wird.

Daniel Schreiber, geboren 1977, hat Literatur­wissenschaft, Slawistik und Theater­wissenschaft studiert und sechs Jahre lang in New York gelebt. Dort verfasste er eine Biographie über Susan Sontag. Inzwischen lebt er in Berlin und hat eine literarische Form zur Meisterschaft geführt, die man als authentischen Essay bezeichnen kann. Der erste, »Nüchtern«, erschien 2014, der zweite »Zuhause« 2017. »Allein«, sein jüngster Essay, wurde im September 2021 veröffentlicht und hat in kürzester Zeit die Bestseller- und Bestenlisten erobert. In »Allein« geht es um die Frage, ob man auch allein, ohne romantische Beziehung, ein erfülltes Leben führen kann. Schreiber denkt über das Geschenk und die Grenzen von Freundschaften, aber auch über Einsamkeit nach. Er erkundet, wie man sich von Lebensträumen verabschiedet, von denen man dachte, irgendwann erfüllten sie sich automatisch. Und er geht der Frage nach, wie man mit der Unsicherheit umgehen kann, die unser privates und gesellschaftliches Leben während Umbruchzeiten wie der unseren immer mehr bestimmt.

 

Zum Paradies

Von Hanya Yanagihara (2022)

Drei Jahrhunderte, drei Versionen des amerikanischen Experiments: In ihrem neuen Roman erzählt Bestseller­autorin Hanya Yanagihara von Liebenden, von Familie, von Verlust und den trügerischen Versprechen gesellschaftlicher Utopien. Die Kraft des Buches entsteht aus dem Wunsch, jene zu beschützen, die wir lieben: Partner, Liebhaber, Kinder, Freunde – unsere Mitmenschen. Und dem Schmerz, wenn wir das nicht können. Es wurde von Stephan Kleiner ins Deutsche übersetzt. Die US-amerikanische Schriftstellerin und Journalistin Hanya Yanagihara ist Chefredakteurin des »T Magazine« der »New York Times«. Ihren internationalen Durchbruch erreichte sie mit dem Vorgänger­roman »Ein wenig Leben« – einem der bestverkauften und meist­diskutierten literarischen Werke der vergangenen Jahre.

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