Allein reisen: Luxus und Freiheit
Thailand + Asien + Soloreise
»Ich habe es sehr genossen, keine Pläne abstimmen, mich für Änderungen rechtfertigen oder Kompromisse eingehen zu müssen.«
Vier Wochen nur für mich – ganz allein. Was mir bei der Planung meiner Reise durch Thailand unglaublich verlockend erschien, bescherte mir kurz vor Abflug auch zeitweise Bauchkribbeln. Wie werden meine Tage aussehen, wenn sie keine vorgegebene Struktur haben? Wenn ich nicht arbeiten muss, keine Termine habe? Was mache ich, wenn es mir nicht gefällt? 24 Stunden können ganz schön lang sein … So oder so ähnlich kreisten die Gedanken in meinem Kopf.
Zum Glück war die Neugier viel größer auf das, was passiert, wenn ich nur mit mir allein sein darf. Zu Beginn buchte ich mir ein Hostel, um auf andere Alleinreisende treffen zu können, falls mir nach ein wenig Austausch zu Mute sein würde. Das klappte gut: Ich frühstückte mit einem Inder, der auf der Durchreise war, und hatte für den Nachmittag eine Verabredung für die obligatorischen Tempelbesuche in Bangkok.
Meine weitere Reise führte mich dann wiederum allein in den Norden Thailands nach Chiang Mai. Eine zehnstündige Zugfahrt durch den Dschungel. Es war herrlich: Ich schaute aus dem Fenster, hing meinen Gedanken nach, las mein Buch weiter und hörte Musik. Es gab einfach nichts anderes zu tun, und das beruhigte mich ungemein.
Apropos Zugfahrt: Ich empfehle einen schmalen und leichten Reiserucksack, der vor allem in den Zügen, Bussen und Taxen handlich sein muss. Viel Kleidung trägt man nicht, und Waschmaschinen gibt es an jeder Ecke. Man ist dankbar für jedes Kilo, das in der tropischen Hitze nicht geschleppt werden muss. Taxi fahren in Thailand ist zwar sehr günstig, doch kommt auch hier irgendwann eine beachtliche Summe zusammen, wenn jede kleine Fahrt allein finanziert werden will.
Auch Übernachtungen strapazieren das Reisebudget, sofern man nicht ausschließlich in Hostels schlafen möchte. Aber mal von den Transport- und Übernachtungskosten abgesehen, kann ich keine Nachteile als Alleinreisende entdecken. Ich habe es als großes Privileg empfunden, ausschließlich die Dinge machen zu können, auf die ich wirklich Lust hatte. Mit meinem Roller bin ich die Küste Khao Laks abgefahren, hab die Insel Koh Samui entdeckt und bin dadurch an entlegene Plätze gekommen – mit Meeresrauschen und Sandstränden nur für mich allein.
Ich habe es sehr genossen, keine Pläne abstimmen, mich für Änderungen rechtfertigen oder Kompromisse eingehen zu müssen. Für alle, die Achtsamkeit üben wollen, bietet das Alleinreisen ideale Voraussetzungen. Es gibt immer etwas zu beobachten: einzelne Lianen im Dschungel, unbekannte Insekten und die paradiesischen Vögel samt ungewöhnlicher Geräusche. Zugegeben, zu Beginn hatte ich nicht besonders große Lust, allein ins Restaurant zu gehen, das legte sich aber ziemlich schnell, als ich merkte, dass das ausschließlich frisch zubereitete Essen süchtig macht und ich mich während des Essens wieder in Momenten der Achtsamkeit üben kann.
Höhepunkt meiner Reise war das Vikasa Yoga Retreat direkt am Meer auf Koh Samui. Dort hab ich täglich mit vierstündigen Yogaeinheiten, Meditationen und veganem Essen meinen Geist und meinen Körper trainiert. Dazwischen Schwimmen im Meer und Lesen am Pool. Für mich war das reiner Luxus und Freiheit pur – auch, und gerade weil ich allein unterwegs war. Denn diese Momente habe ich nur für mich gehabt. Einatmen und Ausatmen. Es gab einfach nichts anderes zu tun.
Über Jennifer Knappheide:
Jennifer Knappheide ist Redakteurin und Projektmanagerin bei der ZEIT Akademie und hat seit ihrem Erasmusaustausch in Spanien 2008 das erste Mal wieder eine Reise nur für sich allein geplant. Das Projekt »Komfortzone verlassen« ist ihr gelungen, und es folgen sicherlich weitere Reisen für Körper und Geist – ganz allein.
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