Fünf Lieb­lings­or­te am nord­deut­schen Wat­ten­meer

Nordsee + Urlaub mit Kindern + Wattenmeer + Leuchtturm

© Hanna Schwichtenberg

Katrin Hörnlein, die mittlerweile nicht nur den Sommer am norddeutschen Wattenmeer verbringt, hat auf der Suche nach Sand und Strand fünf Orte für sich und ihre Familie entdeckt:

 

Wenn man als Kind seine Sommer an breiten Stränden, mit Dünen und Wellen und Wind ver­bracht hat, dann fällt es schwer, die deutsche Ostsee als Meer ernst zu nehmen oder sich am nord­deutschen Wattenmeer zu erfreuen. Doch nun haben wir seit einiger Zeit eine kleine Kate auf dem Land – »zwischen den Meeren«, nannte es der Makler, auf dem nordfriesischen Acker, sage ich. Und erstaunlicherweise habe ich den Matsch der Nordsee liebgewonnen. Ehrlicherweise muss ich aber gestehen, dass wir die folgenden fünf Orte nur entdeckt haben, weil wir eben doch auf der Suche nach Sand und Strand waren.

Als ich in Simonsberg zum ersten Mal über den Deich stapfte, dachte ich: »Hier sind wir falsch!« Sandstrand sollte hier sein, hatten wir gelesen, bei Familien sehr beliebt. Tatsächlich gibt es neben dem Schleusentor eine kleine sandige Ecke, allerdings ist die kaum größer als der Kasten auf unserem städtischen Spiel­platz. Wir kommen trotzdem regelmäßig an die Badestelle Lundenbergsand: Wenn unsere Gezeiten-App auf Flut steht, düsen wir los, denn auf der anderen Seite des Schleusen­tors kann man von einem Steg ins Wasser hüpfen. Herrlich! Mal schwimmt man morgens, mal mittags, mal in der Abendsonne. Man entscheidet nicht selbst, sondern das Meer. Danach auf dem »Grün­strand« trocknen lassen oder noch eine Tobe­runde auf dem Piraten­spielplatz auf der anderen Deichseite einplanen.

Hinter diesem Deich wartet dann ein wirklich großer Strand, der Badestrand Fühlehorn – sogar bei Flut ist noch Sand übrig. Im Sommer gibt es weiter vorn am Priel ein gigantisches Watt­schlammloch. Ich habe schon Kinder mit Kopf­sprung hineinhechten und moorleichenähnlich wieder auftauchen sehen. Zum Glück wartet am Deich eine Dusche. Und danach gibt es im neu eröffneten Bistro am Park­platz Pommes, deren Portionsgrößen meinen Sohn in Verzückung versetzen: »Mama, das ist ja ein ganzer Hügel!« Fast noch schöner ist es hier im Winter. Bei Ebbe unbedingt weit ins Watt hinausspazieren. Wenn man immer in der Nähe der Holzpfähle bleibt, kann nichts schiefgehen. Geführt darf man sogar bis auf die Hallig Südfall laufen.

Okay, St. Peter-Ording ist alles andere als ein Geheimtipp. Begeistert hat uns zuletzt der neue Strand-Spielplatz, praktisch neben dem Toi­letten­stelzenhaus gelegen. Besonders das Schau­kel-Katapult-Karussell (keine Ahnung, wie der korrekte Name lautet) ist so ein Spaß, dass man regelmäßig auch Erwachsene darauf herumturnen sieht. Von St. Peter-Ording blickt man gen Norden auf den Leucht­turm von Westerhever, den ich schändlicherweise bis vor zwei Jahr nie groß be­achtet habe. Dabei kann man auch hier wunderbar weit auf den Strand hinauslaufen und dann, nach einem Bogen am Leuchtturm vorbei, den alten Pfad durch die Salzwiesen nehmen. Teilweise ist der so schmal, dass man Kindern den Spaziergang guten Gewissens als Abenteuerwanderung verkaufen kann.

 

Wenn man dann noch nicht sofort die Heimreise antreten will, sollte man unbedingt einen Stopp am Herrenhaus Hoyerwort machen – allein schon für das Rücksitzgelächter beim Ortsnamen Kotzenbüll. Sehr kinderfreundlich hat vor dem Herrenhaus jemand eine Lasterladung Sand auf den Hof gekippt und ein paar Schaufeln, Bagger und Eimer drauf geworfen. Während der Nachwuchs also gut beschäftigt ist, kann man sich mit einem Stück Kuchen aus dem Café in den malerischen Schlossgarten setzen – am schönsten ist es im Frühsommer zur Obstbaumblüte. Wenn man Glück hat, erwischt man einen Tag mit Abendprogramm und kann sich spontan noch ein Konzert anhören.

© Vera Tammen

Über Katrin Hörnlein:

Wir haben unsere Kollegin Katrin Hörnlein nach ein paar Urlaubstipps gefragt, die auch mit Kin­dern wunderbar funktionieren. Denn wer würde sich besser eignen als Katrin, sie kennt die Be­dürfnisse des Nachwuchses. Warum, fragen Sie sich? Katrin ist seit 2008 bei der ZEIT und die Expertin für Kinder- und Jugendliteratur. Außer­dem ist sie redaktionell für die jungen Seiten bei uns im Blatt verantwortlich und Herausgeberin des ZEIT LEO-Magazins – die aktuelle Ausgabe gibt es hier gratis. 

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