Tipps für ei­ne Rei­se nach Ku­ba

Kuba + Stadt + Kultur + Havanna

© Daniel Sessler on Unsplash

 

Yampier Aguiar Durañona über die Schönheit und Bitterkeit seines Heimatslandes Kuba:

 

Im Februar dieses Jahres war ich wieder für einen Monat auf Kuba. Oftmals ernüchternd und bitter – natürlich auch schön, mal wieder im Heimatland zu sein –, aber es zerbricht weiter. Täglich hört man von jemandem, der sich davon gemacht hat oder auf dem Sprung ist, meist ins Ungewisse. Während meiner Zeit dort wurden einige Gerichtsurteile über Personen verkündet, die im vergangenen Juli bei den Protesten festgenommen wurden – fast alle erhielten die Höchststrafe. Gleiches hörte ich von ehemaligen Kommilitonen – alle jene, die versuchen, etwas lauter zu sein und Missstände aufzudecken, wurden ruhiggestellt.

Die Unterdrückung von Dissidenten und Organisationen hat im kubanischen Totalitarismus eine lange und grausame Tradition. In den letzten Monaten haben politische Gegner, unabhängige Künstler und Journalisten sowie viele andere Mitglieder der Zivilgesellschaft auf der Insel eine Eskalation der polizeilichen und parapolizeilichen Schikanen durch staatliche Vertreter angeprangert.

Was ist aus der weltweit bekannten kubanischen Kultur geworden? In der Poesie, Musik und Tanz großgeschrieben werden? Die kubanische Kultur ist vielfältig, komplex und wirklich faszinierend. Durch die vielen verschiedenen Einflüsse im Laufe der Geschichte Kubas – europäische, amerikanische, afrikanische – hat sich eine besondere nationale Identität entwickelt.

Besonders die große Strandpromenade, Malecón genannt, ist kulturelles Epizentrum und einer der beliebtesten Treffpunkte für Verliebte, Dichter, Volkssänger, Philosophen und Fischer. Wenn es dunkel wird, hat die Malecón eine besonders leidenschaftliche Atmosphäre, hier habe ich einige der schönsten Sonnenuntergänge der Insel erlebt. Außerdem ist die Promenade von Havanna in den frühen Abendstunden auch ein sehr beliebter Ort für die örtliche LGBTQI+-Community, einschließlich der Prostituierten.

©  Yampier Aguiar Durañona
©  Yampier Aguiar Durañona

Auch ein Muss, wenn ich nach Hause reise: ein Besuch in La Fábrica de Arte Cubano (die Fabrik der kubanischen Künste). Die ehemalige Ölfabrik neben der Eisenbrücke von Vedado ist ein Symbol für die Öffnung der einst »verbotenen Insel«, so das »Time«-Magazin. Von einem kleinen Experiment in einem baufälligen Industriegebäude hat sich La Fábrica zu einem der 100 besten Orte der Welt entwickelt. Für mich ist der Ort das Zentrum des Nachtlebens von Havanna. Madonna, Quincy Jones und Michelle Obama waren bereits dort. In der Fabrik gibt es immer etwas Neues zu entdecken: Theater, Jazz, zeitgenössischer Tanz, Konzerte, DJs, Ausstellungen …

Es ist die schiere Vielfalt, die diesen Ort für mich ausmacht. Die Fábrica hat wirklich alles und ist eine Institution in Havanna, die man sich nicht entgehen lassen sollte. Dort mischen sich Einheimische und Touristen. Die Mischung aus Kunst, alternativer Musik und einem wirklich großartigen Publikum ergeben eine magneti­sierende Atmosphäre. Es macht einfach Spaß, jeden Raum zu erkunden, um zu sehen, was dort los ist. Das Essen: schmackhaft, auch für Vegetarier. Das beste nächtliche Kulturangebot in La Havanna.

Gedanklich ist es schwierig, sich nach Kuba zu beamen. Am ehesten wohl beim Schauen der Kurzfilme von Eduardo del Llano oder auch des Klassikers »Habana Blues«. Anschließend ein paar Gläschen kubanischer Rum, eine Runde Domino, begleitet von Trova- oder Salsaklängen und zum Schluss eine Runde Tanzen.

© HMS for Hamburg Media School

Über Yampier Aguiar Durañona:

Der gebürtige Kubaner Yampier Aguiar Durañona lebt seit 2014 mit seiner Familie in Hamburg und arbeitet dort als Journalist, Medienpädagoge und Produzent unseres ZEIT-Podcasts »Hinter der Geschichte«. In seinem eigenen Podcast »Stick your neck out« spricht er jede Woche mit inspirierenden Menschen, die sich für das Gemeinwohl engagieren. Wenn er Heimweh hat und sich nach den bunten Häuser, engen Gassen und alten Autos auf Havannas Straßen sehnt, trösten ihn die Ähnlichkeiten zwischen Havanna und Hamburg: Beide Städte haben einen großen Hafen und eine Kunstfabrik, und die Vereinsfarbe vom HSV und des Baseball­teams Industriales in Havanna ist dasselbe Blau.

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